Hohe Erwartungen an Pariser Klimakonferenz

In Paris beginnt am Montag die UN-Klimakonferenz. Weil mehr als 170 Staaten ihre Versprechen für nationale Klimaschutzprogramme bereits auf den Tisch gelegt haben, werten einige Kommentatoren die Konferenz schon als Erfolg. Andere kritisieren, dass eine Reform der Landwirtschaft und umfassende Investitionen in neue Energien weltweit noch immer nicht auf der Agenda stehen.

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Tages-Anzeiger (CH) /

Klimagipfel beginnt vielversprechend

Der Weltklimagipfel wird ein Erfolg, davon ist der linksliberale Tages-Anzeiger überzeugt: "Paris ist nicht Kopenhagen, wo vor sechs Jahren die Verhandlungen für einen neuen Klimavertrag für die Zeit nach 2020 kläglich scheiterten. Doch das Versagen von Kopenhagen war für die internationale Klimapolitik ein Segen. Es war der Anfang eines Paradigmenwechsels. Zusehends gedieh in der Uno-Staatengemeinschaft die Einsicht, dass verbindliche Reduktionsverpflichtungen für Treibhausgase auf globaler Ebene nicht zum Ziel führen, wenn alle Uno-Staaten, ob reich oder arm, ob Industrie-, Schwellen- oder Entwicklungsländer, ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten sollen. In Paris sollen die eigenständigen, nationalen Klimaprogramme aller Staaten gemäss ihren wirtschaftlichen und politischen Möglichkeiten zu einem Paket geschnürt werden. Die Versprechen von 177 Staaten liegen auf dem Tisch. Damit sind über 90 Prozent der globalen Emissionen abgedeckt. Allein das ist schon ein Erfolg."

Denník N (SK) /

Ein Durchbruch ist nicht zu erwarten

Die Welt muss in Paris eine Allianz gegen den Klimawandel formen, fordert die liberale Tageszeitung Dennik N: "2009 ist Kopenhagen im Fiasko geendet. … Seitdem hat sich viel geändert. Kurz schien es so, als sei der globale Temperaturanstieg gestoppt. Doch die beiden vergangenen Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. ... Wir wissen, dass sich viele arme Länder ohne Hilfe der reicheren einen echten Kampf gegen die schädlichen Emissionen nicht leisten können. Doch ungeachtet aller Probleme dürfen wir nicht den Konsens der Wissenschaft aus dem Auge verlieren, dass dem Planeten, durch uns verschuldet, eine Katastrophe droht. Es gibt auch Gegenmeinungen, aber wir dürfen die, die in der Mehrheit sind, nicht ignorieren. Das Streben nach einem Ende der extern verursachten Erderwärmung muss weitergehen. Paris wird zeigen, ob wir aus unseren Fehlern zu lernen wissen. Einen allgemeinen Durchbruch wird es aber wohl nicht geben."

La Repubblica (IT) /

Es geht um die Landwirtschaft

Auch die Klimakonferenz in Paris gesteht sich nicht ein, dass die Landwirtschaft entscheidend zur Erderwärmung beiträgt, kritisiert der Begründer der Slow-Food-Bewegung Carlo Petrini in der linksliberalen Tageszeitung La Repubblica: "Allein die Viehzucht-Branche ist verantwortlich für 14 Prozent der Treibhausgase. ... Dennoch tauchen auf den 54 Seiten, die die Verhandlungsbasis für die Pariser Klimakonferenz bilden, Begriffe wie Landwirtschaft, Biodiversität und Anbau nicht ein einziges Mal auf. Man konzentriert sich auf die Bereiche Energieversorgung, Schwerindustrie und Transport. Man spricht zwar auch über Bodenschutz und Nahrungsmittelsicherheit, doch wird der konkrete Zusammenhang zwischen Klima, Landwirtschaft und Nahrung nicht ausdrücklich benannt. … Um das Problem der Erderwärmung konkret anzugehen, bedarf es eines ökonomischen, kulturellen und sozialen Paradigmenwechsels. Es gilt, eine Landwirtschaft zu fördern, die auf ökologischen Methoden basiert, und das System der Herstellung, des Vertriebs und des Zugangs zu Nahrungsmitteln grundlegend zu verändern."

The Economist (GB) /

Heute die Energien von morgen entwickeln

Es ist an der Zeit, endlich mehr in die Entwicklung neuer Technologien für den Klimaschutz zu investieren, betont das wirtschaftsliberale Wochenmagazin The Economist: "Dank großzügiger Subventionen können die heutigen kohlenstoffarmen Technologien fortbestehen. Doch das Ziel sollte sein, jene von morgen einzuführen. Leider versprechen sich Energieunternehmen, im Gegensatz etwa zu Pharma- oder Autofirmen, von Investitionen in radikale neue Technologien relativ wenig. Und der Staat hat diese Lücke kaum gefüllt. Ein breites Bekenntnis, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung schnell zu erhöhen und auf neue Produktbereiche umzustellen, wäre begrüßenswerter als so ziemlich alles andere, was Paris bieten könnte."