Deutsche können jetzt ungestört Youtube nutzen

Im Streit um gesperrte Videos haben sich Youtube und die deutsche Rechteverwertungsgesellschaft Gema auf einen Lizenzvertrag geeinigt. Nach jahrelangem Streit um Urheberrechte und die Vergütung für Musikvideos im Netz bekommen Youtube-Nutzer in Deutschland nun Zugang zu bislang gesperrten Inhalten. Ist das eine gute Nachricht?

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Frankfurter Rundschau (DE) /

Bald könnte Youtube Geld kosten

Nur auf den ersten Blick eine gute Nachricht ist die Beilegung des Streits für die Frankfurter Rundschau:

„Musikfans können endlich Zigtausende Videos ihrer Lieblinge sehen und hören, statt eine stumme Sperrtafel anschauen zu müssen. Viele Künstler bekommen zudem nun auch auf diesem Weg einen Zugang zu dem wichtigen deutschen Markt. Außerdem verteilt die Gema auf die Musiker das Geld, das die Google-Tochter rückwirkend zahlen muss. ... Schaut man genauer hin und ein wenig in die Zukunft, fällt die Bilanz nicht ganz so positiv aus. Bald könnten die Angebote der Plattform Geld kosten. Schließlich plant das US-Unternehmen auch in Deutschland Youtube Red einzuführen, für den Kunden in den USA bereits monatlich zur Kasse gebeten werden. Dazu sind die Nutzer bereit, weil sie besondere Angebote wie Serien bekommen. Google scheint Youtube als Konkurrenz zu Netflix und Spotify ausbauen zu wollen. Auf diesem Weg war die Gema ein Stolperstein.“

Deutschlandfunk Kultur (DE) /

Europäische Lösung weiterhin nicht verfügbar

Als einen anachronistischen Witz kritisiert Deutschlandradio Kultur die Einigung:

„Die 'Europäische Digitalunion' soll kommen und dabei wird es auch um die Frage gehen, wie ... in Zukunft die Rolle der Plattformbetreiber aussehen soll. Sollen diese schon beim Upload alles filtern, kontrollieren und auf jede Art von Urheberrechtsverstoß durchforsten? Oder sollen sie doch einfach nur per halbautomatischer, quasi-algorithmischer Verpflichtung einfach den Geldbeutel aufmachen und die mehr oder weniger notleidenden Künstler alimentieren müssen? ... Während in Brüssel über einen digitalen Binnenmarkt verhandelt wird, steht am Ende, dass in jedem Land Kreative und Plattformbetreiber dann doch wieder eigene Verträge für das eigene Territorium abschließen. Und dass das so bleibt, dafür haben bereits im vergangenen Jahr sowohl die Plattformbetreiber als auch die Verwertungsgesellschaften gesorgt, auf europäischer Ebene. Europäische Lösungen bleiben in Europa weiterhin nicht verfügbar, nicht zuletzt dank Gema und Google.“