Kann Jacinda Ardern den Hass besiegen?

Gesten des Mitgefühls und ein Bekenntnis zum Miteinander: Die Reaktion der neuseeländischen Premierministerin Jacinda Ardern auf den Terroranschlag auf zwei Moscheen in Christchurch hat viele Beobachter beeindruckt. Kommentatoren sehen Ardern als Hoffnungsträgerin, betonen aber, dass auch die muslimisch-arabische Welt etwas gegen Islamophobie tun muss.

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Protagon (GR) /

Herzlichkeit im schwarzen Hijab

Beeindruckt von Arderns Gesten des Mitgefühls ist Protagon:

„Neuseelands mitfühlende Premierministerin führt uns den Mangel an Empathie vor Augen, an dem unsere Gesellschaft leidet. Er kann das Symptom dessen sein, dass unsere Gesellschaft eine Überdosis Leid abbekommen hat. Oder dessen, dass sie einfach nur von Gleichgültigkeit und Langeweile geprägt ist. Jacinda Ardern hat unseren zynischen Macho-Planeten überrascht. Einen schwarzen Hijab tragend, besuchte sie einen Tag nach dem Angriff Christchurch, wo 50 Menschen getötet und 50 weitere verletzt wurden. Ihre herzliche Umarmung einer jungen Muslima und ihres Babys wirkt in der heutigen politischen Welt so seltsam. Wahrscheinlich verspürte Donald Trump das Bedürfnis, sich zu übergeben, als er diese Szene gesehen hat.“

T24 (TR) /

Hoffnung auf eine bessere Zukunft

Dass Jacinda Ardern einer neuen, besseren Form der Politik den Weg bereitet haben könnte, hofft T24:

„Dank Arderns Menschlichkeit konnte die gesamte Gesellschaft ihren Schmerz und ihre Trauer ausleben. Von der Live-Übertragung des Freitaggebets im Staatsfernsehen bis zum symbolischen Aufsetzen des Kopftuchs durch Frauen auf den landesweiten Trauerzeremonien war alles ein Vorbild der gemeinschaftlichen Trauer und der Solidarität. Jacinda Ardern hat uns allen Hoffnung auf eine andere Welt gemacht. Diese Hoffnung ist die Fackel, die den Weg erleuchtet für jene, die die maskuline, hasserfüllte, polarisierende Sprache der Politik zerstören werden.“

Al-Araby Al-Jadid (QA) /

Islamophobie ist mitunter hausgemacht

Eine Reihe von arabischen Regimen fördern den Rassismus und die Islamophobie in nicht muslimischen Ländern, kritisiert die dem Emir von Katar nahestehende Al-Araby Al-Jadid:

„Ägyptens Präsident Sisi beispielsweise hetzt in seinen Reden immerzu gegen Moscheen. Er fordert auf, sie zu überwachen und beschreibt sie als potentielle Gefahr. Ähnlich verhalten sich die Machthaber in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die immer gute Beziehungen zu islamfeindlichen, rechten Kräften pflegen. Es geht um weit mehr als um die Feindschaft gegenüber dem politischen Islam. Es geht um Feindschaft gegenüber den Muslimen, die im Westen leben. Hier handelt es sich um Islamophobie im arabischen Gewand. ... Dem Rassismus [im Westen] kann man nur beikommen, wenn in der arabischen Welt Demokratien existieren, die für ihre Bürger einstehen, deren Würde bewahren und deren Identität schützen - und nicht mit billiger Propaganda gegen sie hetzen.“