Zuckerberg fordert weltweite Internetregulierung

Facebook-Chef Mark Zuckerberg fordert von der Politik eine globale Regulierung des Internets. Er wünsche sich klare Regeln für die Sperrung von Inhalten, für Live-Streams und gegen Wahlmanipulationen sowie mehr Datenschutz für die User. Ist der Unternehmer nach einer Reihe von Skandalen um sein Netzwerk geläutert oder will er nur den Kopf aus der Schlinge ziehen?

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De Tijd (BE) /

Eingeständnis seiner Ohnmacht

Mit seiner Forderung hat Zuckerberg recht, findet De Tijd:

„Die Kontrolle über die sozialen Medien ist total verloren gegangen. Soziale Medien sind weder sozial noch Medien. Es sind keine Medien, weil die Plattformen entschieden jede Verantwortung eines traditionellen Herausgebers verweigern. ... Und sozial sind sie auch nicht, denn es geht nur um Werbeeinnahmen. Der Gigantismus der Akteure ist ihnen selbst über den Kopf gewachsen. In dieser Hinsicht ist der Vorstoß von Zuckerberg ein Eingeständnis seiner Ohnmacht. ... Nachdem die amerikanische Politik diesen Wildwuchs zugelassen hat, müssen Politiker nun aufräumen. ... Man muss die High-Tech-Giganten aus ihrer Komfortzone holen. Darin haben sie sich viel zu lange mit stillschweigender politischer Zustimmung getummelt.“

Corriere della Sera (IT) /

Flucht vor eigener Verantwortung

Zuckerberg versucht nun, die Verantwortung auf andere abzuwälzen, kritisiert Journalistin Martina Pennisi in Corriere della Sera:

„In Bezug auf schädliche Inhalte, von Hassreden bis hin zu Live-Übertragungen von Attentaten, weist er darauf hin, dass es nicht möglich ist, in einzelnen Fällen einzugreifen. Er fordert Leitlinien, die Unternehmen von der Verantwortung befreien, zu entscheiden, was entfernt werden soll oder nicht. Die Plattformen sollen lediglich Systeme entwickeln, die die Verstöße auf ein Minimum reduzieren. Damit übergibt er anderen die Pflicht, zu bestimmen, was zu beseitigen ist. Er entzieht sich also nicht nur jeglicher Kritik, was die Entscheidungskriterien betrifft, sondern schafft sich selbst einen gewissen Spielraum in der Umsetzung der Vorgaben.“

Der Bund (CH) /

Mark im Schafspelz

Die überraschende Forderung von Facebook-Chef Zuckerberg nach mehr Gesetzen für den Datenschutz ist nur vorgeschoben, warnt Der Bund:

„Nun, da dem Konzern von allen Seiten Kritik entgegenschlägt, nicht nur von den üblichen Verdächtigen, sondern auch von ehemaligen hochrangigen Mitarbeitern, von Wissenschaftlern und Politikern, nun also hat der alte Mark mithilfe seiner PR-Einflüsterer den neuen Zuckerberg erfunden. Doch man lasse sich nicht täuschen. Auch wenn der neue Zuckerberg die Fehler eingesteht, die ohnehin allen bekannt sind, will der alte Mark das Facebook-Imperium immer grösser machen. Die Mittel dazu hat er. Sogar wenn Facebook unterginge, blieben noch Instagram und Whatsapp.“