Platini wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen

Die französische Polizei hat den ehemaligen Starfußballer und späteren Uefa-Präsidenten Michel Platini festgenommen und nach einem mehrstündigen Verhör wieder freigelassen. Ermittelt wird wegen mutmaßlicher Korruption bei der Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar. Europäischen Medien reagieren eher resigniert als überrascht.

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Corriere del Ticino (CH) /

Fifa und Katar lassen sich die Show nicht stehlen

Man müsste die WM in Katar noch absagen, meint Fußballexperte Marcello Pelizzari in Corriere del Ticino:

„Weder Russland noch Katar haben den Sieg verdient. Doch Moskau hat seine Show gehabt und niemand, nicht einmal der frisch wiedergewählte [Fifa-]Präsident Gianni Infantino, hat die Güte, sich mit dem Problem Katar zu beschäftigen.… Dabei gäbe es noch genügend Zeit, Katar die Organisation der Weltmeisterschaft wieder abzunehmen. Doch die Fifa zieht es vor, den Dingen ihren Lauf zu lassen: Ja, es gab Korruption während der Vergabe, und ja, die Arbeiter, die zum Bau der Stadien angeheuert wurden, werden wie Sklaven behandelt. Doch die Würfel sind nun einmal gefallen und am Ende wird die Show, die auf dem Spielfeld, doch beachtenswert sein.“

De Telegraaf (NL) /

Fußballwelt ist durch und durch verdorben

Kein bisschen überrascht von der Festnahme ist De Telegraaf:

„Noch nie zuvor gab es bei einem großen Fußballereignis so viele Vorwürfe der Korruption. Nichts, aber auch gar nichts, stimmt an dem Angebot von Katar - vom ersten Tag an. ... Die zahlreichen Festnahmen von Fußballbossen verschiedener Kontinente, der Fall von Blatter und Platini, sowie die vielen Suspendierungen von Vorständen haben gezeigt, dass die Fußballwelt bis in die höchsten Ebenen verdorben ist. Dass die französische Polizei Platini gestern vorläufig festgenommen hat, überrascht daher niemanden mehr. ... Die Fifa versicherte erneut, dass sie die Ermittlungen voll unterstützen werde. Aber das haben wir schon einmal gehört.“

Večernji list (HR) /

Vom Gewinner zum Verlierer

Seinen Ruhm als Spieler hat Platini durch seine späteren Machenschaften wohl unwiderruflich ruiniert, meint Večernji list:

„Dieser große Fußballer hat jetzt mehrere Eigentore geschossen, wurde zu Mister Reinfall und wird seinen besudelten Namen nur schwer wieder reinwaschen können. Er war ohnehin schon gebrandmarkt: Gemeinsam mit Fifa-Chef Sepp Blatter wurde er 2015 vom Fußball ausgeschlossen, nachdem er acht Jahre Uefa-Präsident gewesen war. ... Die Verlockung des Geldes war offensichtlich größer als der Wunsch, sein Ansehen zu bewahren. Er hat sich in ein Netz der Korruption verstrickt. Es wird für ihn schwer sein, da wieder herauszukommen. Noch schwerer als es einst für die Torwarte war, die Bälle aus den Netzen zu holen, nachdem Platini seine wunderschönen Elfmeter dort platziert hatte.“