Zypern: Umstrittenes Urteil gegen Teenagerin

Eine 19-jährige Britin wurde in Zypern wegen Falschaussage zu einer viermonatigen Bewährungsstrafe verurteilt, nachdem sie zwölf Israelis eine Gruppenvergewaltigung vorgeworfen hatte. Sieben der Männer waren temporär festgenommen worden. Die Anwälte der Frau hatten erklärt, diese sei von der Polizei unter Druck gesetzt worden, ihre Aussagen zurückzunehmen. Kommentatoren kritisieren das Urteil heftig.

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The Guardian (GB) /

Verheerendes Signal an Missbrauchsopfer

Das Urteil der zypriotischen Justiz empört The Guardian:

„Immerhin handelt es sich hier um eine junge Frau, die ihren ursprünglichen Vergewaltigungsvorwurf erst nach einem langen Verhör durch die Polizei zurückzog, bei dem kein Anwalt anwesend war. Eine Pathologin sagte aus, dass die Frau Verletzungen hatte, die zu einem Übergriff passten. Die jungen israelischen Männer, denen sie ursprünglich vorgeworfen hatte, in das Hotelzimmer eingedrungen zu sein, während sie dort mit einem Freund der Gruppe einvernehmlichen Sex hatte, und sie vergewaltigt zu haben, mussten nicht aussagen. Und doch schien der Richter überzeugt, dass sie nicht die Wahrheit sagte. Die entmutigende Botschaft für junge Frauen, die ins Ausland reisen - und nicht nur nach Zypern: Wenn etwas Schreckliches passiert, ist es vermutlich das Sicherste, den Mund zu halten.“

Cyprus Mail (CY) /

Skandalöses Verhalten der Polizei

Schon wie die Polizei die junge Frau behandelt hat, war unmöglich, legt Cyprus Mail nach:

„Selbst wenn sie über die Vergewaltigung lügen sollte, zeigt die Tatsache, dass es acht Stunden gedauert hat, ein Geständnis aus ihr herauszupressen, dass es Zwang gab; und schon das lässt berechtigte Zweifel aufkommen. Es bedeutet, dass sie nicht bereit war zu gestehen, bis sie durch die Befragung erschöpft war. ... Hat jeder der 12 israelischen Jungen zur Wahrheitsfindung eine achtstündige nächtliche Befragung aushalten müssen? Die Polizei hat anscheinend nicht einmal ihre Kommunikationsdaten gesichert. Warum nicht? Soweit wir wissen, wurden auch keine polizeilichen Interviews aufgezeichnet, die zur Wahrheit hätten führen können.“