15 Jahre Merkel

Seit 15 Jahren steht Angela Merkel an der Spitze der deutschen Regierung. Zahlreiche Krisen hat sie überstanden, mit unzähligen europäischen Kolleginnen und Kollegen in zahllosen Verhandlungsrunden gesessen. Europas Presse würdigt die 66-Jährige als Stabilitätsanker der EU, der schwer zu ersetzen sein wird.

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Český rozhlas (CZ) /

Noch immer unangefochten

Der Journalist Robert Schuster verhehlt auf Český rozhlas seine Bewunderung für Merkels unaufhörliches Engagement nicht:

„Angesichts der Intensität ihres Kampfes gegen Corona hat man nicht das Gefühl, dass sie auf die Rente zugeht. Und es wird wohl wieder auch Merkel sein, die die derzeitige Blockade des EU-Haushalts überwinden wird. Als Merkel vor 15 Jahren das Amt der Bundeskanzlerin übernahm, glaubte niemand, dass sich eine Frau aus dem realen Sozialismus in der politischen Welt etablieren würde, deren Regeln von westdeutschen Männern mit ihren Kontakten und Verbindungen festgelegt wurden. Wenn sie in weniger als einem Jahr geht, wird sie nicht nur in Bezug auf die Dauer ihrer Amtszeit Rekordhalterin sein. Sie steht dann in einer Reihe großer Anführer wie Adenauer, Schmidt und Kohl.“

Delo (SI) /

Verfechterin der stillen Diplomatie

Für Delo ist es der Führungsstil der Kanzlerin, der beeindruckt:

„Egal, wer vor ihr stand, sie wusste mit allen umzugehen. Auch wenn es ein Mann ohne Manieren war wie US-Präsident Donald Trump. Während viele Menschen Öl ins Feuer gießen, um ihren Willen zu erreichen, ist die deutsche Kanzlerin eine Verfechterin der stillen Diplomatie und vermeidet Streitigkeiten. Anders ausgedrückt: Die Kanzlerin zieht es vor, den Schnellkochtopf nicht während des Kochens zu öffnen, sondern wartet darauf, dass er abkühlt. In einer Zeit, in der Trump und Orbán die Linie des politisch Akzeptablen auf ein gefährlich niedriges Niveau senken, erinnert Angela Merkel uns daran, wie Politiker und Politik sein sollten.“

Webcafé (BG) /

Nachfolger wird in ihrem Schatten stehen

Ihr Nachfolger oder ihre Nachfolgerin wird es sehr schwer haben, sich aus ihrem Schatten zu lösen, schreibt Webcafé:

„Nächstes Jahr um diese Zeit ist es fast sicher, dass Deutschland einen neuen Kanzler haben wird, aber wer er sein wird, ist noch unklar. Die von Merkel nominierte Nachfolgerin an der Parteispitze, Annegret Kramp-Karrenbauer, konnte das Vertrauen der CDU-Basis nicht gewinnen, und auch die anderen Anwärter können sich nicht mit sonderlich stabilen Positionen rühmen. Deshalb stellt sich hier die Frage: Ist Merkel nach 15 Jahren an der Macht ein zu großer Polit-Faktor für Deutschland geworden? Und wird es ihrem Nachfolger, von welcher Partei auch immer er oder sie ist, gelingen, aus 'Muttis' Schatten herauszutreten?“