Social Media: Wie sollen Regierende kommunizieren?

Mit dem Argument, immer weniger Menschen seien Zeitungsleser, hat Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen geplante Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-Pandemie über Facebook kommuniziert. Die dänische Presse sieht darin einen Versuch, sich vor unbequemen Fragen zu drücken.

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Der Nordschleswiger (DK) /

Demokratie funktioniert anders

Die Premierministerin hat die demokratischen Spielregeln verletzt, kritisiert Der Nordschleswiger:

„Es gehört zu einer Demokratie dazu, dass die Politik auf kritische Fragen antwortet, Hintergründe vorlegt und Zusammenhänge erklärt. Natürlich schließt das eine das andere nicht aus. Mette Frederiksen kann sich gerne über Facebook oder andere soziale Plattformen äußern - aber nicht nur. Und sie kann sich nicht erst zwei Tage nach einem Facebook-Auftritt mit wichtigen Informationen über Schulschließungen und weiteren Corona-Maßnahmen der Kritik stellen. Es gibt demokratische Spielregeln - und die gelten auch in Krisenzeiten für die Staatsministerin.“

Jyllands-Posten (DK) /

Der Selbstinszenierung entgegentreten

Nach Ansicht von Jyllands-Posten tummelt sich Frederiksen in jüngster Zeit allzu häufig in den sozialen Medien:

„Eine kritische Presse scheint für die derzeitige Regierungschefin nicht nur irritierend zu sein, sondern direkt unerträglich, ja inakzeptabel. Daher bevorzugt die Premierministerin konsequent die Kommunikation über die Kanäle, die wir soziale Medien nennen. ... Hier backt sie, hier singt sie Weihnachtslieder und inszeniert sich als 'die Mette von nebenan'. ... Wir müssen die Notwendigkeit betonen, dass die freie Presse kritischen Journalismus betreibt - auch wenn die sozialdemokratische Spin-Maschinerie alles tut, um das zu verhindern.“