Zum Tod von Prinz Philip

Prinz Philip, Duke of Edinburgh und Ehemann von Königin Elisabeth II., ist vergangenen Freitag im Alter von 99 Jahren gestorben. Nachrufe würdigten insbesondere seine für einen Mann seiner Generation ungewöhnlich bescheidene Position an der Seite der Queen und seinen fragwürdigen Humor. Für Europas Presse ist der Tod auch Anlass, über den Status und die Zukunft der britischen Monarchie nachzudenken.

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Le Figaro (FR) /

Krone hat festen Platz im Herzen der Bürger

Die intensive Trauer der Briten um Prinz Philip verdeutlicht, wie unerschütterlich das britische Königshaus ist, betont Le Figaro:

„Weder Dianas Tragödie noch Andrews Skandal (Erwähnung in der Epstein-Affäre) oder jüngst das Psychodrama um Meghan Markle konnten der Dynastie etwas anhaben. Großbritannien hat gerade einen langen und schwierigen Austritt aus der Europäischen Union durchlebt. Es wurde heftig von der Corona-Krise (127.000 Tote) gebeutelt. Ulster mag erneut unruhig werden und Schottland sein Unabhängigkeitsstreben äußern - Fortbestand und Stabilität der Krone trotzen dem Zeitgeist, beruhigen ein ganzes Volk und stärken es sogar. Das ist die tiefere Bedeutung der Blumen, die seit Freitag vor dem Buckingham Palast niedergelegt wurden.“

Le Temps (CH) /

Vorzeichen immenser Leere

Der Tod von Prinz Philip kündigt den kritischen Generationenwechsel an, der dem Königreich bevorsteht, mahnt Le Temps:

„Der Tod des Duke of Edinburgh wirkt wie die Generalprobe eines anderen unausweichlichen Übergangs. ... Was bleibt, wenn Elisabeth II. einmal nicht mehr da sein wird, um dem Land zu erlauben, sich zu sammeln? Die Nachfolge ist keineswegs selbstverständlich, denn die kommenden Generationen haben weder die Aura der Queen noch die nachgewiesene Fähigkeit, ihren persönlichen Schmerz zu verbergen, so legitim er auch sei. ... Das Land muss nun, da es dafür optiert hat, eigenständig und nur für sich allein zu leben, ein neues verbindendes Element finden.“

Ilta-Sanomat (FI) /

Kontinuität in stürmischen Zeiten

Der nun beginnende Generationswechsel im Hause Windsor muss nicht im Ende der britischen Monarchie münden, meint Ilta-Sanomat:

„Es wurde spekuliert, dass das schrittweise Ende des Königshauses etwa dann beginnt, wenn sich einzelne Länder des Commonwealth nach dem Abgang von Queen Elizabeth II nicht mehr der Monarchie unterordnen wollen. Es ist aber auch möglich, dass die Turbulenzen der letzten Jahre im Leben der Briten und der Mitglieder des Commonwealth dazu führen, dass diese noch stärker an der Monarchie festhalten wollen. Da der Brexit und die Corona-Pandemie ohnehin schon soviel Durcheinander gebracht haben, wünscht sich kaum jemand noch mehr Unsicherheit.“

The Daily Telegraph (GB) /

Im steten Wandel bleiben

Die Langlebigkeit und Relevanz der Monarchie sind kein Zufall, sondern das Ergebnis kluger Weiterentwicklung, gibt der ehemalige Politikberater Nick Timothy in The Daily Telegraph zu bedenken:

„Ein Mitarbeiter des Königshauses vertraute mir einmal Folgendes an: So etwas Gewöhnliches wie 'Modernisierung' komme für die königliche Familie nicht infrage, denn ihre Stärken gründeten sich auf ihren alten Ursprüngen. Doch mindestens so sehr wie die Königin war Prinz Philip dafür verantwortlich, dass sich die Monarchie mit der Zeit veränderte und eine vereinigende Kraft blieb. Prinz Charles und Prinz William müssen im gleichen Geist handeln.“