Lettland: Fahnen-Eklat bei der Eishockey-WM

Am Rande der Eishockey-WM in Riga haben der Bürgermeister der Stadt und der Außenminister Lettlands einen Skandal ausgelöst, indem sie vor dem Mannschaftshotel die offizielle Flagge von Belarus durch die weiß-rot-weiße Variante der Opposition ersetzten. Daraufhin wies Belarus den lettischen Botschafter und weitere Diplomaten aus. Lettland konterte mit der Ausweisung des belarusischen Botschaftspersonals.

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Neatkarīgā (LV) /

Effektives Zeichen des Protests

Neatkarīgā hält die Aktion für mutig:

„Rigas Bürgermeister Mārtins Staķis und Außenminister Edgars Rinkēvičs haben mit leichter Hand eine undiplomatische Geste gemacht. ... Beide Politiker hatten keine Angst vor den Augen der Öffentlichkeit. ... Im Gegenteil. Vor dem Hintergrund der berechtigten Dämonisierung Lukaschenkas sah die Aktion sogar sehr effektiv aus und fand weltweit breite Unterstützung (mit Ausnahme von Russland und dem Präsidentenpalast von Minsk). Zwar wird der Flaggenwechsel wohl negative Konsequenzen für die lettische Wirtschaft haben, aber andererseits ist es auch keine Ehre, scheinbar gute Beziehungen zu einem Banditen aufrecht zu erhalten.“

Diena (LV) /

Wem soll das helfen?

Diena dagegen findet das Austauschen der Flagge sinnlos:

„Wer hat davon profitiert? Der lettische Staat, die belarusische Opposition, einschließlich der Kritiker Roman Pratasewitsch und seiner Freundin Sofia Sapega, die EU oder die Nato? Vielleicht hat die Stadt Riga oder das Außenministerium einen Plan, wie man den Opfern des Lukaschenka-Regimes helfen kann? Oder wollen sie ernsthafte Vermittler sein bei möglichen Verhandlungen zwischen der EU und Belarus über die Freilassung von Pratasewitsch? Seit wann ist der Stadtrat von Riga ein außenpolitischer Entscheidungsträger? Seit wann nimmt der Außenminister an einem vom Bürgermeister initiierten Hooligan-Akt teil? “

Pravda (SK) /

Dumme Provokation

Alles andere als begeistert zeigt sich auch Pravda von dem Vorfall:

„Der Internationale Eishockeyverband lag richtig, als er sich gegen die Ausrichtung der Weltmeisterschaft in Belarus entschied. Es wäre unvorstellbar gewesen, dass sich Spieler über Tore freuen, während in Minsk gepeinigte politische Gefangene leiden. ... Doch das mit den Flaggen jetzt ist dumm und provokativ. Auf dem Eis stehen Spieler aus Belarus, nicht der Diktator, der ein Zivilflugzeug entführt hat. ... Würden der Minister und der Bürgermeister auch die britische durch die schottische Flagge ersetzen, weil die Schotten wiederholt um ein Referendum über die Unabhängigkeit baten?“