Flucht via Belarus: Müssen Zäune gebaut werden?

Nach Litauen hat auch Lettland einen Ausnahmezustand verhängt, um Flüchtlinge zu stoppen, die über Belarus ins Land kommen. Brüssel wirft Lukaschenka vor, gezielt Iraker weiterzuschicken, um wegen der verhängten Sanktionen Druck auf die EU auszuüben. Die lettische Grenze ist nun geschlossen, doch nicht allen Kommentatoren reicht dies aus.

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Latvijas Avīze (LV) /

Lettland ist vorbereitet

Latvijas avīze freut sich über den ausgerufenen Ausnahmezustand:

„In der von Lukaschenka inszenierten Flüchtlingskrise hat Lettland Glück im Unglück, weil wir bereits eine effektive Lösung haben. Die Beamten in Lettland müssen sich nicht den Kopf zerbrechen und hektisch durch die Büros laufen und 'Was müssen wir jetzt tun?' rufen. Denn die litauische Lösung hat uns gezeigt, was wir machen müssen: Illegale Einwanderer nicht festnehmen, sondern erst gar nicht ins Land reinlassen und sofort zurückschicken. Und nicht Monate lang ihre Identität klären. Eine sorgfältige Grenzkontrolle verlangt natürlich große Personalressourcen und auch technische Lösungen. Aber zumindest haben wir einen klaren Plan für die Zukunft.“

Neatkarīgā (LV) /

Der Zaun kann gar nicht hoch genug sein

Lettland sollte jetzt nicht zu zimperlich sein, rät hingegen Neatkarīgā:

„Dies ist nicht das Gleiche wie vor ein paar Jahren, als wir Tränen verdrückten für arme Iraker, die vor wirklicher Lebensgefahr geflohen waren. Jetzt ist es eine ganz andere Geschichte: Es geht um ein Verbrechen gegen Litauen und auch gegen Lettland. … Lettland muss jetzt dringend einen Zaun bauen, den niemand überqueren kann. Lettlands Grenze zu Belarus misst 173 Kilometer. Der römische Kaiser Hadrian hat schon im Jahr 122 einen 117 Kilometer langen Zaun errichtet, um seinen Besitz vor den wilden Kelten zu schützen. Und Lettland kann auch einen Zaun bauen!“

Ilta-Sanomat (FI) /

Auch Finnland darf nicht blauäugig sein

In Litauen wird vermutet, dass Lukaschenka sich Russland zum Vorbild genommen hat, das im Winter 2015-2016 Flüchtlinge über die Grenze nach Finnland ließ, weiß Ilta-Sanomat und fürchtet, dass sich dieses Szenario wiederholen könnte:

„Was für ein Schock wäre es, wenn Russland eines Tages Bürger aus Drittländern durch den Wald nach Finnland ziehen ließe! Das könnte zum Beispiel dann passieren, wenn Putins Regierung vor dem Zusammenbruch stehen und sich in einen ebenso zynischen Überlebenskampf stürzen würde wie Lukaschenka jetzt. Litauen hat beschlossen, seine Ostgrenze mit einem Metallzaun zu verstärken. Auch Finnland sollte überlegen, ob unsere Grenze gut genug bewacht ist. An die EU-Außengrenze sollte keine neue Berliner Mauer oder eine Mauer im Stile Trumps gebaut werden, aber blauäugig darf man auch nicht sein.“