"Wahre Preise" bei Penny: PR-Gag oder die Zukunft?

Der deutsche Discounter Penny verlangt in einem einwöchigen Experiment die "wahren Preise" von Lebensmitteln. Bei der Aktion sollen sich die Umweltbelastungen bei der Herstellung in den Preisen widerspiegeln. Neun ausgewählte Produkte sind betroffen und nun überwiegend fast doppelt so teuer. Kommentatoren diskutieren, ob es sinnvoll ist, wenn Wiener Würstchen statt drei Euro plötzlich sechs kosten.

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Kleine Zeitung (AT) /

Hebel früher ansetzen

Die Aktion ist ein guter Anfang, löst aber das Grundproblem nicht, findet die Kleine Zeitung:

„Die Lebensmittelpreise sind viel zu niedrig: Die bei der Produktion verursachten Umweltschäden werden nicht miteinberechnet. … Bei pflanzlichen Produkten ist die Umweltbelastung deutlich geringer. So wird ein veganes Schnitzel nur um fünf Prozent teurer. … Bei den derzeitigen Kosten mag zwar der Einkauf billiger sein, die Umweltfolgen kommen uns aber teuer zu stehen. An der Kassa höhere 'Umweltpreise' zu verlangen, ist aber auch keine Lösung. Viele Endkonsumenten würden finanziell nur noch mehr belastet. Sinnvoll ist es, früher in der Produktionskette anzusetzen, etwa durch eine Stärkung regionaler Märkte mit kürzeren Transportwegen.“

Frankfurter Rundschau (DE) /

Hier ist die Politik gefragt

Die Frankfurter Rundschau kann dem Experiment wenig abgewinnen:

„Denn die Idee basiert auf einem individualistischen Gedanken. Auf dem Glauben, Konsument:innen könnten mit ihren Kaufentscheidungen den Markt beeinflussen. ... Doch in der Praxis profitiert in der Regel das Kapital von der unsichtbaren Hand des Marktes. ... Statt also die Konsument:innen zu bestrafen, müssen sich die Produktionsprozesse, im Idealfall die Produktionsverhältnisse, ändern. Dass die Unternehmen das nicht freiwillig tun werden, schließlich sind sie nach Gewinnmaximierung aus, ist klar. Hier muss deshalb die Politik ansetzen. Mit Regulation und dazugehöriger Preisbremse. Dann könnten sich auch viel mehr Menschen umweltfreundlichere Produkte leisten.“

Wirtschaftswoche (DE) /

Nächste Woche alles wieder beim Alten

Die Wirtschaftswoche sieht ein Klischee bestätigt:

„Der Konzern wird schon nächste Woche wieder zu den alten, niedrigen Preisen zurückkehren. Und bedient damit letztlich wieder mal das Bild vom sparsamen deutschen Kunden, der einfach nicht bereit ist, für Essen viel Geld auszugeben. Was in der Schlussfolgerung heißen soll, dass den Konzernen wie Penny letztlich die Hände gebunden sind: Solange der Deutsche knausert, können auch sie nicht die Welt retten.“