Russland und Ukraine: Wie laufen die Verhandlungen?

Delegationen aus Moskau und Kyjiw haben sich am Mittwoch zu einer dritten Verhandlungsrunde in Istanbul getroffen und auf einen Gefangenenaustausch verständigt. Wie festgefahren und bislang unvereinbar die Positionen bei der Frage eines möglichen Waffenstillstands sind, zeigt ein Blick in die Kommentarspalten.

Alle Zitate öffnen/schließen
Iswestija (RU) /

Nichts übers Knie brechen

Warum ein von der Ukraine vorgeschlagener Verhandlungsgipfel für Moskau nicht infrage kommt, schreibt die kremlnahe Iswestija:

„Kyjiw würde gerne einen solchen Gipfel noch vor Ende August durchführen – und zwar unter Beteiligung der Präsidenten der USA und der Türkei. Die ukrainischen Politiker hoffen so, dass es durch gemeinsame Anstrengungen der amerikanischen, türkischen und ukrainischen Staatschefs gelingen könnte, Wladimir Putin zu mehr Flexibilität und Kompromissbereitschaft zu bewegen. Natürlich sind ein solcher Zeitplan und ein solches Format für Moskau völlig inakzeptabel. In Istanbul bestanden unsere Unterhändler darauf, dass ein russisch-ukrainischer Gipfel nur das Ergebnis beharrlicher, mühsamer und ganz offenbar langwieriger Vorbereitungen von Diplomaten, Militärs und Experten sein kann.“

Rzeczpospolita (PL) /

Nicht den Namen wert

Es gab keine wirkliche Verhandlungsrunde, stellt Rzeczpospolita klar:

„Können in nur 40 Minuten echte Verhandlungen stattfinden? So lange dauerte nämlich das Treffen der ukrainischen und russischen Delegation am Mittwoch in Istanbul. Offensichtlich hatten die Delegationen nichts zu besprechen, denn die Annahme der beim vorherigen Treffen am 2. Juni vorgelegten Vorschläge des Kremls würde die Kapitulation der Ukraine, die Anerkennung der Besetzung eines Teils ihres Territoriums und die Aufhebung aller gegen Russland verhängten Sanktionen bedeuten. Die dritte Verhandlungsrunde war daher bloße Formalität und es sieht so aus, als ob die gefallene Entscheidung über den Gefangenenaustausch bereits zuvor zwischen den Parteien vereinbart worden war.“