Ungarn verbannt pro-palästinensische Band Kneecap
Die nordirische Rap-Band Kneecap darf beim Budapester Sziget-Festival im August nicht auftreten. Die Begründung der ungarischen Regierung lautet, dass sie "antisemitische Hassreden verbreiten, die den Terrorismus und Terroristen unterstützen". Daher hat die Ausländerbehörde gegen die Bandmitglieder ein dreijähriges Einreiseverbot verhängt. In Ungarn schlägt das hohe Wellen.
Hetze als Geschäftsmodell
Die Filmregisseurin Anna Erzsébet Rácz beobachtet das Kneecap-Phänomen in Index mit Sorge:
„Das gemeinsame Skandieren, das oft in Hassrede und Verhetzung ausartet, ist ein erfolgreiches Geschäftsmodell, das auf Musikfestivals wie eine Droge verkauft wird. ... Wen interessiert hier Gaza? Was tatsächlich im Nahen Osten geschieht, ist eine zu komplexe Frage. Die Behauptung, dass Israel Völkermord begehe, ist hingegen eine äußerst einfache Botschaft, mit der man auf die Menschenmassen leicht einwirken kann. ... Und ich bin mir sicher, dass Kneecap auch von dem Hass-Tsunami, von dem Ungarn aufgrund des Verbots gerade überrollt wird, stark profitieren wird. Vielleicht hatte Tamás Kádár, der Hauptorganisator des Sziget-Festivals, Recht, und es gibt in diesem Fall keine gute Lösung?“
Antisemitismus mit zweierlei Maß gemessen
Die Regierung hält sich nicht immer an ihre eigenen Argumente, kritisiert Telex:
„Man muss nicht weit in der Zeit zurückgehen, um Zweifel an den Behauptungen Orbáns zu bekommen. Denn vor knapp zwei Monaten hat der ehemalige iranische Präsident Mahmud Ahmadineschād, den die israelische Botschaft vor zwei Jahren als 'selbsternannten Holocaustleugner' bezeichnete, im zweiten Jahr in Folge eine Vorlesung an der Nationalen Universität für den öffentlichen Dienst [in Budapest] gehalten. Die Regierung hätte allen Grund gehabt, auch Ahmadineschād aus dem Land zu verbannen.“