Wer kann sich noch Urlaub leisten?
Für immer mehr Europäer wird der Sommerurlaub zum unerschwinglichen Luxus. Wegen der Inflation haben Reise- und Unterkunftsanbieter ihre Preise in den vergangenen Jahren stark erhöht. Auch in Restaurants und Bars muss tiefer in die Tasche gegriffen werden. Kommentatoren reagieren wehmütig bis erzürnt.
Weltbosse nehmen uns unsere Ferien
Fast die Hälfte der Griechen kann sich laut Eurostat nicht einmal eine Woche Urlaub am Stück gönnen. Naftemporiki stimmt das trübe:
„Der wirtschaftliche Druck und die Preissteigerungen führen zu einem neuen Konsumverhalten, nicht nur in Griechenland, sondern in ganz Europa. Beunruhigend ist, dass diese neue Ära gekommen ist, um zu bleiben. Der Abbau des Sozialstaates ist sowohl auf EU-Ebene als auch auf nationaler Ebene deutlich zu spüren. Die anhaltenden Handels- und Währungskriege schließen jede Aussicht auf Preissenkungen aus, während die Geopolitik zum Damoklesschwert der Weltwirtschaft wird, das jederzeit die Lage verändern kann. Die politischen Entscheidungsträger der Welt scheinen beschlossen zu haben, dass Sommerferien für Arbeitnehmer überflüssig sind.“
Selbst das billigste Zimmer ist zu teuer
Für viele Ungarn ist auch ein Urlaub am heimischen Plattensee unerschwinglich geworden, beobachtet hvg besorgt:
„Die steigenden Nebenkosten haben die Preise der Unterkünfte und die Lebensmittelinflation die Preise im Gastgewerbe in die Höhe getrieben. Neben den Stranddecken tauchen oft Kühlboxen auf, die mit von zu Hause mitgebrachtem Bier und Sandwiches vollgepackt sind. ... Während die Unterkunftsanbieter laut eigenen Angaben deutlich weniger Gäste haben, sind die freien Strände an heißen Wochenenden fast voll. Für viele ist nämlich sogar das billigste Zimmer zu teuer, weshalb es vor allem in den südlichen Küstenorten mit großen freien Stränden sehr viele Tagestouristen gibt.“
Die Schmerzgrenze überschritten
Die Touristen lassen sich die absurden Preise in Kroatien nicht mehr bieten, stellt Večernji list fest:
„Man hat den Eindruck, als solle es keine Saison 2026, 2027, 2028 mehr geben – als ob man den Gast mehr als einmal übers Ohr hauen kann. Dass die Grenze erreicht ist, zeigen dieser Tage die zahlreichen Last-Minute-Angebote für Gäste einiger Hotelketten, die die Preise täglich je nach Nachfrage korrigieren. ... Und auch die privaten Vermieter, die auf Wochen ohne Buchungen blicken, kehren zu niedrigeren Preisen zurück. Es wird klar, dass preislich nicht mehr alles durchgeht und ein Teil der Vermieter an der Adria das Preis-Leistungs-Verhältnis falsch eingeschätzt hat. Doch passiert dies nicht nur an unserer Küste. Gier kennt weder Grenzen noch Nationalität.“