Ukraine-Krieg: Verliert Trump die Geduld mit Putin?
US-Präsident Trump hat ein an Russland gerichtetes Ultimatum zur Einstellung der Kampfhandlungen gegen die Ukraine stark verkürzt. Statt 50 Tage ab Mitte Juli will er Präsident Putin ab jetzt nur noch zehn bis zwölf Tage Zeit für eine Waffenruhe geben. Danach drohten Zölle von bis zu 100 Prozent für Russlands Handelspartner. Kommentatoren nehmen das Vorgehen der beiden Staatschefs unter die Lupe.
Im Kreml hat man sich verkalkuliert
Der russische Präsident hat die Entschlossenheit seines Gegenübers in den USA unterschätzt, analysiert The Daily Telegraph:
„Putins Annahme, dass Trump nur blufft, entpuppt sich als gefährliche Fehleinschätzung. Er ging wohl davon aus, dass der US-Präsident nach seinem Amtsantritt die militärische Unterstützung für die Ukraine einstellt und Russland einen Blankoscheck für weiteres aggressives Vorgehen ausstellt. Doch diese Annahme erwies sich als falsch. ... Der US-Präsident hat die Geduld mit Russlands Verzögerungstaktik und Obstruktionspolitik verloren. Die Folgen dieses Sinneswandels könnten dafür sorgen, dass Putin es bereut, Trump vorgeführt zu haben.“
US-Präsident fühlt sich getäuscht
Trump und Putin können einander nicht verstehen, erläutert La Stampa:
„Als Geschäftsmann kann Trump nicht begreifen, dass ein Land sich in die Verarmung und Isolation treiben lässt. ... Als KGB-Agent, der in einer Welt aufgewachsen ist, in der Geld nichts wert war, kann Putin seinerseits nicht verstehen, wie man bei Machtfragen Rechnungen aufstellen kann: Für ihn ist es die Macht, die Reichtum schafft, niemals umgekehrt. Die Zugeständnisse, die der 'Meister der Deals' angeboten hat, wurden von Putin als Schwäche interpretiert: Er hat kein Zeichen des Kompromisses gesetzt, sondern stattdessen den Einsatz erhöht. ... Nun fühlt sich Trump von Putin getäuscht und wird ihm diese Demütigung seiner 'Kunst des Deals' kaum verzeihen. Nach sechs Monaten fängt man wieder bei Null an.“
Bisher ist nichts passiert
Radio Kommersant FM sieht in Trumps harten Worten nichts Neues:
„Der Chef des Weißen Hauses droht Russland nicht zum ersten Mal mit einer 'Deadline'. Allerdings verschärft sich die Rhetorik zunehmend und es kommt Konkretes zum Vorschein. Man darf dabei nicht vergessen, dass Trump auch gern 'den Rückwärtsgang einlegt' und die Positionen ändert. ... Der amerikanische Präsident hat, was er selbst zugibt, mehrfach nachgegeben und faktisch seine Hauptforderung nach einer sofortigen Einstellung des Feuers zurückgezogen. Aber jetzt ist er unmittelbar bereit, Druckmittel einzusetzen. Übrigens ist bisher nichts passiert. Und vielleicht wird auch nichts passieren.“