Epstein-Affäre: Britischer US-Botschafter entlassen

Keir Starmer hat den Botschafter des Vereinigten Königreichs in den USA, Peter Mandelson, seines Amtes enthoben. Zuvor war bekannt geworden, dass Mandelson mit dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein auch noch nach dessen erster Verurteilung enge Beziehungen gepflegt hatte. Mandelson galt seit den 1980er-Jahren als prägende Figur der Labour-Partei, war mehrmals Minister und von 2004 bis 2008 EU-Handelskommissar.

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The Independent (GB) /

Irritierende Nähe und Uneinsichtigkeit

The Independent findet die Entlassung richtig:

„Mandelson hätte wissen müssen, dass die Unterstützung Epsteins [in dessen Prozess wegen sexueller Ausbeutung Minderjähriger] falsch und unverzeihlich war, und er hätte spätestens zu diesem Zeitpunkt seine Verbindungen zu dem Pädophilen abbrechen müssen. ... Stattdessen versicherte er ihm per E-Mail, dass 'deine Freunde zu dir stehen und dich lieben'. Die Unterwürfigkeit in dem Schriftverkehr, die am deutlichsten in Mandelsons zehnseitigem handschriftlichen Beitrag zum 'Geburtstagsbuch' für Epstein zum Ausdruck kommt, das von [der mittlerweile ebenfalls verurteilten Epstein-Vertrauten] Ghislaine Maxwell organisiert wurde, ist gelinde gesagt verstörend.“

The Daily Telegraph (GB) /

Labour versinkt in einem Sumpf von Skandalen

Für The Daily Telegraph ist der Fall ein weiterer Ausdruck dafür, dass die britische Regierung ihre eigenen Ansprüche nicht erfüllen kann:

„Das Land war noch dabei, den Rücktritt der in Ungnade gefallenen Angela Rayner zu verarbeiten, da wurden schon die neuesten Details über Mandelsons Geschäfte mit Jeffrey Epstein bekannt. Es scheint die endgültige Bestätigung einer vernichtenden Erkenntnis zu sein: Eine Labour-Regierung, die sich vorgenommen hatte, von der hohen Warte moralischer Überlegenheit aus zu regieren, versinkt in einem Sumpf der Skandale. Starmer war bestrebt, seine Führungsriege als disziplinierte Armee technokratischer Problemlöser zu präsentieren. Sie ähnelt jedoch zunehmend einer unkontrollierten Bande zwielichtiger Strippenzieher.“

Financial Times (GB) /

Starmer zwischen den Stühlen

Die Entlassung Mandelsons, der gute Beziehungen zur Trump-Regierung etabliert hatte, erfordert von Premier Starmer einen nahezu unmöglichen Balanceakt, so Financial Times:

„Starmer befindet sich nach dieser Entlassung nun in der überaus misslichen Lage, nächste Woche Donald Trump empfangen zu müssen – einen Präsidenten, der bestreitet, dass eine angeblich von ihm stammende Nachricht im 'Geburtstagsbuch' von Epstein echt sei. Starmer wird während des Besuchs sicherlich mit Fragen zu diesem Thema konfrontiert werden. Es wird eine anspruchsvolle, vielleicht sogar unmögliche Aufgabe sein, einen Mittelweg zu finden, der die berechtigte Wut der britischen Wähler berücksichtigt, ohne die Amerikaner zu verärgern.“