Marokko: Aufstand der Jugend

In Marokko kommt es landesweit seit Tagen zu Protesten, vor allem von jungen Menschen. Anfangs verliefen sie friedlich, doch inzwischen gibt es Ausschreitungen und Polizeigewalt. Drei Menschen sind bereits umgekommen, hunderte wurden verletzt und verhaftet. Die Demonstranten fordern Investitionen in das Bildungs- und Gesundheitswesen statt in die Infrastruktur zur Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2030.

Alle Zitate öffnen/schließen
El Mundo (ES) /

Ohne Reformen zum Auswandern gezwungen

El Mundo hofft auf reale Veränderungen im Land:

„Der Aufstand der marokkanischen Generation Z ist die größte Herausforderung für das Regime seit 2011 und offenbart eine latente, soziale Unruhe, auf die die Monarchie trotz ihrer Modernisierungsversprechen nicht reagiert hat. Der Aufstand hat die soziale Wunde wieder aufgerissen, die Mohammed VI. vor 15 Jahren im Arabischen Frühling heilen konnte. Damals rettete er die Monarchie mit Reformen vor dem Zusammenbruch. Nun befindet er sich in einem ähnlichen Dilemma: Repressionen werden die Krise nicht lösen. Sie erfordert einen demokratischen Dialog mit der Zivilgesellschaft und eine Politik, die auf die Zukunft der zur Emigration verdammten Jugend ausgerichtet ist.“

Le Monde (FR) /

Schwerer Schlag für das Glitzer-Image

In Marokko gibt es einen massiven Reformstau, analysiert Le Monde:

„Die guten Absichten haben einem Wirtschaftsmodell – dem Renten- und Gefälligkeitskapitalismus – nicht standgehalten, das soziale Kosten und regionale Ungleichgewichte zu Gunsten einer superprivilegierten Minderheit generiert. ... GenZ 212 [das Label der Protestbewegung] wirft ein Schlaglicht auf das, was hinter der glitzernden Vitrine des ‚aufstrebenden‘ Marokko passiert. Das ist ein schwerer Schlag für das Bild, das das Königreich gern im Ausland von sich vermittelt. Angesichts der Rache der Realität ist mehr erforderlich als nur geschickte Notmaßnahmen, um die ausgelöste Spannung zu beruhigen: Mut, ein – politisches und wirtschaftliches – Doppelmonopol anzugehen, dessen Makel offen zutage liegen.“