Epstein-Akten unvollständig veröffentlicht
Die US-Regierung hat am Freitag Tausende Dokumente zum Fall des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein veröffentlicht. Das Material ist allerdings nur ein Teil der gesamten Epstein-Akten, zudem sind viele Dokumente geschwärzt. Mehrere Abgeordnete und Senatoren der Demokraten und Republikaner kritisierten die unvollständige Veröffentlichung der Akten.
Immer noch keine Klarheit
Die Verschleierung nimmt keine Ende, beklagt die Frankfurter Rundschau:
„Trump [kommt] in den bisherigen Dokumenten kaum vor ... – es lässt sich schlicht nicht überprüfen, wie oft sein Name geschwärzt wurde oder ob er noch in späteren Tranchen erscheint. Die Kongress-Abgeordneten aus beiden Parteien, die auf die Veröffentlichung gedrängt haben, denken deshalb über Amtsenthebungsverfahren im Ministerium nach. ... Nach Jahren der Verschleierung und einem Wahlkampf, in dem Trump Transparenz versprach, wird diese jüngste Veröffentlichung keine Ruhe bringen – dafür sind die Dokumente zu auffällig manipuliert. Offen bleibt aber auch, wie angesichts der jahrelangen Hinhaltetaktik die Öffentlichkeit überhaupt jemals glauben soll, dass in der Epstein-Affäre alle Informationen auf den Tisch gekommen sind.“
Einseitige Auswahl
Ex-Präsident Bill Clinton kommt in den veröffentlichten Dokumenten besonders häufig vor, bemerkt Corriere della Sera:
„Mission erfüllt. Seit 48 Stunden sprechen die traditionellen Medien, die sozialen Netzwerke und die Blogosphäre nur noch von ihm, Bill Clinton. ... Die Demokraten haben durchaus ein Argument, wenn sie das Weiße Haus der Ablenkungstaktik bezichtigen und mit dem Finger auf die selektive Veröffentlichung ohne Kontext und ohne Angabe, wann und wo die Fotos aufgenommen wurden, zeigen. Vor allem aber hat [Justizministerin] Pam Bondi in offener Verletzung des vom Kongress verabschiedeten und von Trump selbst unterzeichneten Gesetzes, das sie zur Veröffentlichung des gesamten Epstein-Dossiers verpflichtet, beschlossen, nur einen kleinen Teil davon zu veröffentlichen.“
Offensichtliche Vertuschungsstrategie
Die Veröffentlichung kurz vor Weihnachten ist einer von Trumps Tricks, so Irish Examiner:
„[Der für die Veröffentlichung zuständige Vize-Justizminister Todd] Blanche erklärte, das Ministerium werde in den kommenden Wochen weitere Dokumente veröffentlichen – ausgerechnet während der Ferienzeit. Offenkundig setzt man darauf, dass die Amerikaner die Geschichte einfach ausblenden, je länger sie sich hinzieht. ... Auf den am Freitag veröffentlichten Bildern sind mehrere Prominente zu sehen, darunter Mick Jagger, Michael Jackson und Kevin Spacey. ... Wie Clinton wurde keiner von ihnen im Zusammenhang mit Epstein einer Straftat beschuldigt. Aber ihr Auftauchen in den Akten kommt Trump zugute, weil es den Eindruck erweckt, es sei nichts Ungewöhnliches gewesen, dass berühmte Männer mit Epstein verkehrten.“