25 Jahre deutsch-polnische Freundschaft

Vor genau 25 Jahren haben Bundeskanzler Helmut Kohl und Polens Premier Jan Krzysztof Bielecki den deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag unterzeichnet und damit einen historischen Aussöhnungsprozess angestoßen. Wie sieht dessen Bilanz aus?

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Süddeutsche Zeitung (DE) /

Millionen Menschen leben gute Nachbarschaft

Trotz angespannter Beziehungen erleben Polen und Deutsche eine seit 25 Jahren andauernde Glücksperiode, resümiert die Süddeutsche Zeitung anlässlich des Jubiläums:

„Anders als in Jahrhunderten zuvor muss Polen Deutschland nicht mehr fürchten. Polen und Deutsche arbeiten gar militärisch zusammen. ... Millionen Polen und Deutsche leben ohnehin eine viel engere, konfliktfreie Nachbarschaft, als es die Ressentiments Kaczyńskis und seiner Gefolgsleute vermuten lassen. Millionen Menschen besuchen sich, leben und arbeiten im jeweils anderen Land, besichtigen neugierig die Sehenswürdigkeiten jenseits der Grenze. ... Gerade die sensible Beziehung zwischen Deutschland und Polen bedarf der Pflege - am besten durch Begegnungen, die in Zeiten der Krise wichtiger sind als je zuvor. Denn diese Nachbarschaft hat genügend Kraft, auch Phasen politischer Spannungen zu überstehen.“

Gazeta Wyborcza (PL) /

In letzter Zeit knirscht es ordentlich

Nach 25 guten Jahren leiden die deutsch-polnischen Beziehungen derzeit wieder gewaltig, bedauert die liberale Gazeta Wyborcza:

„Die Bilanz für die deutsch-polnischen Beziehungen in den vergangenen 25 Jahren fällt zwar hervorragend aus. Doch ist sie in den letzten sechs Monaten eingetrübt worden. ... Gegenwärtig gehen die Meinungen zwischen Berlin und Warschau auseinander, wie man das Migrantenproblem löst. Polen will einfach keine Flüchtlinge aufnehmen - und das, obwohl Berlin Druck macht. Zudem ist das, was die PiS mit dem Verfassungsgericht macht, für viele Deutsche unannehmbar, weil dies aus ihrer Sicht den ersten Schritt zu einer Diktatur darstellt. ... [Präsident] Duda hat zwar gestern erklärt, dass wir ein gemeinsames Europa bauen wollen. Doch ist das größte Problem, dass unsere Meinungen gerade in diesem Punkt beträchtlich divergieren. Berlin will Europa retten, während Warschau daran nicht sonderlich interessiert ist.“