Warschau fordert von London Schutz seiner Bürger

Nachdem ein Pole in Großbritannien von Jugendlichen tot geprügelt wurde, sind zwei polnische Minister und ein Staatssekretär am Montag nach London gereist. Sie forderten die britische Regierung auf, polnische Bürger zu schützen. Nach dem Brexit-Votum ist die Zahl fremdenfeindlicher Übergriffe im Vereinigten Königreich stark angestiegen. Bringt der Besuch EU-Migranten mehr Sicherheit?

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Rzeczpospolita (PL) /

Polnische Politiker wirken wie Bittsteller

Mit der Reise nach London haben die drei Politiker die Sache völlig übertrieben, findet die Tageszeitung Rzeczpospolita:

„Schickt irgend ein großes und anerkanntes Land nach dem Tod eines Bürgers gleich drei wichtige Vertreter seiner Regierung in die Hauptstadt eines anderen Staats? Zu so einem Schritt entschließt sich offenbar nur die Regierung eines unbedeutenden Landes gegenüber einem Land, das im Mittelpunkt steht. Die Minister, die wegen des Todes des Polen nach London gereist sind, wirken gegenüber der britischen Regierung wie Bittsteller. Das Risiko, dass es in Zukunft zu weiteren rassistischen Angriffen gegenüber Polen kommt, besteht weiterhin. Dann hätte die polnische Regierung nichts erreicht - ihrer starken Intervention zum Trotz. Wie wird sie denn dann reagieren, wenn - was der Himmel verhüten möge - wieder einem Polen etwas Schlechtes passiert? Schickt sie dann ihre ganze Führungsriege nach London?“

NaTemat (PL) /

Um eigene Rassismusprobleme kümmern

Die polnische Regierung sollte besser vor der eigenen Tür kehren, findet der Vorsitzende der Demokratischen Partei Polens, Paweł Piskorski, auf seinem Blog bei naTemat:

„Im April wurde in Warschau unweit der Mirowska-Halle ein Pakistaner brutal zusammengeschlagen. Er leitet bei uns eine Englischschule. Premierministerin Beata Szydło, Justizminister Zbigniew Ziobro und Innenminister Mariusz Błaszczak haben diesen rassistischen Vorfall vollständig verschwiegen. Im Herbst des vergangenen Jahres ist in Poznań bei der Alten Brauerei ein Syrer geschlagen worden. Immerhin haben ihn Bischof Stanisław Gądęcki und Bürgermeister Jacek Jaśkowiak im Krankenhaus besucht. Von der Regierung hat niemand gesagt, dass auch bei uns rassistische und nationalistische Angriffe ein immer größeres Problem werden.“