Gedenkfeier zum Ungarn-Aufstand 1956 gestört

Auf der offiziellen Feier zum 60. Jahrestag des Volksaufstands in Ungarn, auf der auch Polens Präsident Andrzej Duda sprach, hat Premier Viktor Orbán die Flüchtlingspolitik seiner Regierung verteidigt. Linke Oppositionelle unter der Führung der Partei Együtt störten die Veranstaltung mit einem Pfeifkonzert. Die ungarische Presse zeigt sich enttäuscht, dass politische Zänkereien die Erinnerung überlagern.

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Magyar Nemzet (HU) /

Gedenken wird von Politik missbraucht

In Ungarn ist es unmöglich, des Volksaufstands von 1956 zu gedenken, da die Politik eine gebührende Erinnerung an die damaligen Ereignisse stets sabotiert, bedauert die Tageszeitung Magyar Nemzet:

„Ähnlich wie 2006 wird leider auch der 60. Jahrestag von 1956 von der Tagespolitik überschattet. So gingen die Heldinnen und Helden des Volksaufstands in den diesjährigen Festtagsreden einmal mehr unter. Anstatt von 1956 zu reden, thematisierten die Redner das am 2. Oktober abgehaltene Referendum über die EU-Flüchtlingsverteilung. Während die einen betonten, dass 98 Prozent der Beteiligten gegen die EU-Flüchtlingsquote gestimmt hätten, verwiesen die anderen darauf, dass das Referendum ungültig gewesen sei. Wie schon 2006 wurde das Gedenken auch in diesem Jahr von der Politik schändlicherweise vereinnahmt und missbraucht.“

Mandiner (HU) /

Oppositionelle beschmutzen Nationalfeiertag

Als einen schändlichen und destruktiven Akt bewertet Publizist Péter Gágyor die Proteste und schreibt auf Mandiner:

„Gleich einem Schiedsrichter, der von Sinnen ist, störten die Pfeifenden nicht nur die ungarische sondern auch die polnische Hymne. Mehr noch, sie pfiffen auch die feierliche Rede des polnischen Staatschefs aus, in der dieser an die beispiellose Geste jener polnischen Helden erinnerte, die 1956 Seite an Seite mit den ungarischen Aufständischen gegen die Sowjetarmee gekämpft hatten. ... Was bleibt, ist ein Gefühl der Scham und ein ohnmächtiger Zorn. ... Was aus dieser Haltung der Opposition spricht, ist einmal mehr eine schreiende Leere. Sie ist symptomatisch für eine Opposition, die völlig orientierungs- und konzeptlos dasteht.“