USA verhängen Sanktionen gegen Türkei

Im Streit um den amerikanischen Pastor Andrew Brunson, der in der Türkei seit 2016 erst in Haft und jetzt im Hausarrest sitzt, haben die USA Sanktionen gegen zwei türkische Minister verhängt. Ankara wirft dem Geistlichen Unterstützung der Gülen-Bewegung vor, die für den Putschversuch verantwortlich sein soll. Die USA beharren auf Brunsons Unschuld. Eskaliert der Streit?

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Kurier (AT) /

Rambo-Politik führt in den Abgrund

Trump und Erdoğan kennen nur Schwarz und Weiß und suchen stets die Duell-Situation, warnt der Kurier:

„[B]eide Egomanen können sich einen weiteren Stern mit der Aufschrift 'Ich bin ein harter Hund' auf ihre Weste pinnen - und so bei Kernwählern punkten. Global gesehen ist diese Art der Brachial-Konfrontation, die Trump mehr und mehr salonfähig gemacht hat, aber brandgefährlich, speziell in diesem Fall. In Syrien sind beide Staaten militärisch engagiert, auf unterschiedlichen Seiten. Käme es zum echten Duell am Euphrat, wäre das der Super-Gau. Generell bewirkt eine Rambo-Politik der Marke Trump oder Erdoğan, die nur Auge um Auge kennt, eine Aufweichung aller bisherigen Normen und Konventionen und führt geradewegs in den Abgrund.“

Daily Sabah (TR) /

USA sollten sich zurückhalten

Die USA tun sich selbst keinen Gefallen damit, ihren militärisch stärksten Nato-Partner für ihren eigenen Wahlkampf zu benutzen und damit zu verprellen, beschwert sich Daily Sabah:

„Bald wieder werden die Amerikaner um die guten Dienste ihrer türkischen Verbündeten nicht umhin kommen, zumal die Türkei die zweitgrößte Armee der Nato nach den USA besitzt und kein anderes Land eine solche Kampftruppe hervorbringen kann. Man erweist den türkisch-amerikanischen Beziehungen einen schlechten Dienst, wenn man versucht, die Türkei zur Befriedigung der Launen Trumps und seines Vizepräsidenten Mike Pence zu zwingen, damit diese bei den Kongresswahlen im Herbst die Stimmen der extrem rechten Christen zugunsten der Republikaner gewinnen.“

Frankfurter Rundschau (DE) /

Klare Kante gegen Erdoğans Geiselnahme

Für nur im Prinzip richtig hält die Frankfurter Rundschau die Sanktionen:

„[Es] ist die einzige Sprache, die der Autokrat versteht. ... Die Sanktionen kommen viel zu spät, und sie öffnen Erdoğan die Chance, die Schuld an der rasenden Inflation in der Türkei den USA zuzuschieben. Für ihn zahlt sich Erpressung aus. Deshalb hat er sich auch das Recht, Häftlinge auszuliefern, per Dekret selbst gewährt. Das ist Mafiapolitik und nicht hinnehmbar. Gerade wurde erneut ein Deutscher aus politischen Gründen inhaftiert. Die EU muss dringend eine Antwort finden, um der staatlichen Geiselnahme einen Riegel vorzuschieben.“