Streit zwischen Ungarn und Ukraine verschärft sich

Zwischen Ungarn und der Ukraine schwelt ein Konflikt: Nachdem im ungarischen Konsulat der Stadt Berehowe eine Einbürgerungsfeier für ungarischstämmige Ukrainer stattfand, hat die Ukraine einen ungarischen Diplomaten ausgewiesen. Bereits seit der Einführung von Ukrainisch als verpflichtende Unterrichtssprache 2017 hatten sich die Beziehungen verschlechtert. Was steckt hinter dem Streit?

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Unian (UA) /

Budapest will ukrainische Fachkräfte abschöpfen

Der Journalist Ihar Tyschkewitsch ruft in Unian dazu auf, sich von den vordergründigen Konflikten nicht den Blick auf das Wesentliche nehmen zu lassen:

„Ich betone, dass der Konflikt nicht in der Unterrichtssprache in den Schulen, nicht in der Passvergabe liegt, sondern darin, dass Ungarn die arbeitsfähige Bevölkerung heranziehen möchte, damit diese für die ungarische Wirtschaft arbeitet. Dabei lässt sie die Rentner und die arbeitsunfähige Bevölkerung als Klotz am Bein für das ukrainische staatliche System zurück. Das ist sehr einfach und zynisch. Ja, aus Sicht der ungarischen nationalen Interessen ist das eine komplett normale Position. Die Frage besteht nur darin, wie antwortet die Ukraine? Wichtig ist, zu begreifen, dass wir nicht nur auf die äußeren Erscheinungen des Konflikts (Unterrichtssprache, Ausgabe von Pässen) und auf die Rhetorik reagieren. Denn dann werden wir keine Lösung finden.“

Magyar Idők (HU) /

Ein Geheimdienstangriff auf Ungarn

Indem sie den Streit mit Ungarn schürt, will die ukrainische Regierung mit Hilfe ihres Geheimdienstes vom Versagen im Kampf gegen Russland ablenken, glaubt die regierungsnahe Tageszeitung Magyar Idők:

„Angesichts der Aktivitäten des ukrainischen Geheimdienstes ist festzustellen, dass auch die ungarischen Geheimdienste einer neuen Situation ins Auge sehen. Während die ukrainische Regierung ihren Willen zur euroatlantischen Integration betont, betreibt sie aktiv einen diplomatischen und geheimdienstlichen Angriff auf Ungarn. Seit 1990 wurden die ungarischen Geheimdienste nicht mehr mit so einer Herausforderung konfrontiert. Nach dem Systemwechsel dachten viele, dass neben der Armee auch die Geheimdienste nicht mehr zeitgemäß sind. Aber die jüngsten Ereignisse in der Welt zeigen, dass das falsch ist.“