Lettland will Bargeld beschränken

Lettland will Barzahlungen in Höhe von mehr als 3.000 Euro in Zukunft verbieten. Der Gesetzesentwurf geht auf die Empfehlung von Experten des Europarats zurück, die den laschen Kampf lettischer Behörden gegen Geldwäsche im vergangenen Jahr gerügt hatten. Für Kommentatoren kommt dies einer Abschaffung des Bargelds gleich - und gibt ihnen Grund zur Panik.

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Neatkarīgā (LV) /

An der Realität vorbei

Wieso in aller Welt kommen lettische Politiker jetzt auf die Idee, das Bargeld abzuschaffen, fragt sich Neatkarīgā entsetzt:

„Bargeld ist wichtig für die Einkäufe und Abrechnungen. Und in Osteuropa ist Bargeld eine wichtige Quelle für die Tage der Not. Denn ein Bankkonto kann gesperrt oder gegen das Geld auf dem Konto kann eine Zwangsvollstreckung durchgeführt werden. Nach Angaben der EZB sind 32 Prozent der Ersparnisse in Lettland Barreserven. Und damit liegen wir in der Eurozone ganz vorne. Nur in der Slowakei, Litauen und Slowenien hat die Bevölkerung einen größeren Anteil an Bargeld. Sogar in Estland, wo für das Bezahlen ohne Bargeld viel Werbung gemacht wird, bilden 31 Prozent aller Einwohner Bargeldreserven. ... Bevor die Minister sich ins Reformabenteuer stürzen, sollten sie alle Studien sichten, die zu diesem Thema erstellt wurden.“

Dagens Nyheter (SE) /

Verzicht auf Bargeld macht verwundbar

In Schweden wird schon seit ein paar Jahren kaum noch mit Bargeld gezahlt. Doch der Preis für diese Sorglosigkeit könnte hoch sein, warnt Dagens Nyheter:

„Man muss sich nur einmal fragen, wie Schweden einen lang andauernden Stromausfall überstehen würde, der eventuell just mit dem Ziel ausgelöst wurde, das Zahlungssystem lahmzulegen. Spätestens dann zeigt sich, dass digitales Bezahlen nicht immer funktioniert. ... Das Zahlungssystem ist gleichsam der Blutkreislauf der Gesellschaft, mit Verzweigungen in alle Bereiche. ... Ohne Geld läuft nichts. ... Man kann nicht davon ausgehen, dass der Normalbürger daheim Bargeld in der Truhe hortet. ... Die Reichsbank will demnächst eine E-Krone lancieren, als staatliche Alternative zu den privaten Zahlungslösungen. Aber wenn die E-Krone Wirklichkeit wird, kann sie am genannten Problem auch nichts ändern.“