US-Botschafter droht Berlin mit Truppenabzug

Der US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, hat Deutschland damit gedroht, US-Truppen aus Deutschland nach Polen zu verlegen. Hintergrund ist die immer wieder geäußerte Forderung der USA, Deutschland solle seine Verteidigungsausgaben erhöhen. Nirgendwo in Europa sind bisher so viele US-Soldaten stationiert wie in Deutschland. Wird sich das bald ändern?

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Rzeczpospolita (PL) /

Schicksal eines Absteigers

In der großen Koalition in Deutschland gibt es Streit wegen Grenells Äußerungen: Die SPD spricht von einer "Drohkulisse", die Union zeigt Verständnis für die US-Amerikaner. Rzeczpospolita belächelt den Aufruhr:

„Es ist tatsächlich schwierig, genau zu wissen, was unseren westlichen Nachbarn beunruhigt - die Möglichkeit, dass fast 50.000 Soldaten abgezogen werden, oder vielmehr die Aussicht, dass einige dieser Soldaten nach Polen geschickt werden. Zweifellos spielen bei letzterem Ambitionen und Prestige eine Rolle. Deutschland hat Polen vor 20 Jahren als europäisches Schlüsselland für das transatlantische Sicherheitssystem in die Nato 'geführt'. Aber heute steht es aufgrund des Zustands seiner Armee, der Unterfinanzierung, dem ständigen Kopf-in-den-Sand-Stecken angesichts der Konflikte in der Welt und seiner Nord-Stream-Politik in der Kritik.“

Ria Nowosti (RU) /

Willkommen im Kreis der Schurkenstaaten

Solidarität für Deutschland äußert Ria Nowosti:

„Bürgern anderer Länder, darunter auch Russland, ist ein solches Vorgehen gut bekannt, denn genau so benehmen sich bei ihnen die US-Vertretungen: Sie mischen sich grob in innere Angelegenheiten ein, verkünden öffentlich Urteile, verteilen Rüffel und stecken ihre Nase in Dinge, die sie nichts angehen. Dabei gilt eine eiserne Regel: Je lauter und öfter eine US-Botschaft ihre Unzufriedenheit äußert, umso schlechter gelingt es Washington, auf die Politik des entsprechenden 'Schurkenstaats' oder 'Abtrünnigen' einzuwirken. Man kann Deutschland nur zur Aufnahme in den Kreis dieser Länder gratulieren. Schließlich wird dessen negative Einschätzung seitens der Amerikaner bestens durch das Gefühl der Wiedererlangung der Souveränität kompensiert.“