Eklat um Extinction-Rebellion-Gründer Hallam

Roger Hallam, Mitbegründer von Extinction Rebellion, hat in Interviews den Holocaust relativiert und diesen im Vergleich zu anderen Genoziden als kein singuläres Ereignis bezeichnet. Die deutsche Sektion der globalen Klimaprotestbewegung distanzierte sich von den Aussagen. Der Ullstein-Verlag verzichtet auf die deutsche Übersetzung von Hallams Buch Common Sense. Wie reagieren die Medien?

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Deutsche Welle (DE) /

Apokalyptikern ist alles egal

Für Deutsche Welle hat Hallam den Boden des demokratischen Diskurses verlassen:

„Aus Sicht Hallams und seiner Gefolgsleute ist das folgerichtig. Denn wenn alle Pflanzen, Tiere und auch die gesamte Menschheit aufgrund der Klimakrise den Hitzetod sterben, verliert alles andere seine Bedeutung. Angesichts der Apokalypse wird zumindest diesseits der Religionen alles zu Un-Sinn. Dann ist es auch egal, ob der Holocaust einzigartig war. ... Extinction Rebellion, das muss man so deutlich sagen, ist eine Weltuntergangssekte. Eine, die auf Emotionen setzt und Ängste schürt. Eine, die sich der notwendigen Diskussion verweigert, wie wir den CO2-Ausstoß rasch und merklich reduzieren und langfristig klimaneutral leben können. Damit erweisen Hallam und seine Mitstreiter der gesamten Klimabewegung einen Bärendienst.“

Die Presse (AT) /

Bewegung muss sich distanzieren

Hallams Vergleiche des Klimawandels mit der Shoah sind für Die Presse untragbar:

„Tatsächlich ist 'Tell the Truth' eines der drei Ziele von Extinction Rebellion - wobei offen bleibt, was diese Gruppe unter 'Wahrheit' versteht: etwa auch die Prophezeiung Hallams, dass durch die Klimakrise in den nächsten zwei Generationen Milliarden Menschen sterben werden? Dass Eliten eine 'bewusste Entscheidung' getroffen hätten, 'die nächste Generation zu zerstören, um an der Macht bleiben zu können'? Die deutsche Sektion von Extinction Rebellion hat sich klar von Hallams 'verharmlosenden und relativierenden Äußerungen zum Holocaust' distanziert. Das ist erfreulich und ein Beitrag zur Enthysterisierung der Debatte. Weitere sollten folgen.“