Spitzenstart für saudischen Ölmulti Aramco

Der saudische Ölkonzern Aramco ist am Dienstag an die Börse gegangen und hat Microsoft und Apple als wertvollste Unternehmen der Welt abgelöst. Mit den Einnahmen aus den Aktienverkäufen des Staatsunternehmens will Saudi-Arabien seinen wirtschaftlichen Umbau weg vom Öl finanzieren. Doch Kommentatoren sind skeptisch, ob die Investoren mitmachen.

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Handelsblatt (DE) /

Eine schmutzig-attraktive Anlage

Warum die Nachfrage nach den Aramco-Anteilen so groß ist, erklärt das Handelsblatt:

„Der saudische Ölriese verfügt über ein Fünftel der globalen Ölreserven, und er arbeitet profitabler als alle Konkurrenten. Außerdem bietet das Unternehmen Kurspotenzial, allein schon weil die Aktie gute Chancen hat, in die global führenden Aktienindizes aufzurücken... Trotz dieser Liste von Vorteilen gibt es natürlich viele Argumente, die gegen den Kauf 'schmutziger' Ölaktien sprechen. Wer allerdings Geld in Petrokonzernen anlegen will, der sollte bei Aramco zuschlagen.“

Eco - Economia Online (PT) /

Investition in Menschenrechtsverletzungen

Trotz der guten Zahlen sind am Horizont Wolken zu erkennen, bemerkt Eco - Economia Online:

„Saudi-Arabien ist eine Region, die sich durch mangelnde Menschenrechte auszeichnet. Im vergangenen Jahr wurde der Journalist Jamal Khashoggi ermordet und zerstückelt. Es ist ein Ort mit einem langen Register von Fällen der Verfolgung aus religiösen, ethnischen und anderen Gründen. Unternehmen entscheiden mehr und mehr nach moralischen Kriterien über ihre Anlagen. Das kann schon bald dazu führen, dass eine Reihe von Finanzakteuren von dieser Kapitalstreuung Abstand nimmt, und das führt zu einem Rückgang der Nachfrage nach [Aramco-]Aktien.“

The Guardian (GB) /

Eindeutig überbewertet

Dass Aramco zum Ausgabepreis mit insgesamt 1,7 Billionen US-Dollar bewertet wurde, kann The Guardian nicht nachvollziehen und sieht Saudi-Arabien vor einem grundlegenden Problem:

„Um eine Diversifizierung der Wirtschaft zu finanzieren, muss Riad noch viel größere Teile von Aramco loswerden. Irgendwann werden dafür internationale Investoren erforderlich sein. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass sich diese Anleger von einer staatlich inszenierten Aktion beeindrucken lassen, um den Wert des Konzerns an der Börse künstlich in die Höhe zu drücken. ... Die Saudis hoffen wohl, dass die Skepsis mit der Zeit abnimmt, doch es ist fraglich, wie es dazu kommen sollte. Aramco wirkt eindeutig überbewertet.“