Das Jahr der Proteste

2019 protestierten Menschen weltweit gegen korrupte Regierungen und Unterdrückung, für Gerechtigkeit und Klimaschutz. Werden ihre Proteste im kommenden Jahr Früchte tragen?

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El País (ES) /

Das Feuer ist entfacht

Voller Hoffnung auf gesellschaftlichen Wandel ist El País:

„2019 wird man als das Jahr in Erinnerung behalten, in dem Verdruss und Verzweiflung der Bevölkerung die Titelseiten der wichtigsten Medien bestimmten. Unabhängig von Rasse oder Religion breitete sich das in Hongkong entfachte Feuer aus, bis es Irak, Libanon, Chile oder Kolumbien erreichte; und wie nie zuvor verbündeten sich gesellschaftliche Sektoren verschiedener Länder, um sich in ihren jeweiligen Kämpfen zu unterstützten. ... Ich vertraue darauf, dass 2020 das Jahr sein wird, in dem gesellschaftliche Solidarität und Hartnäckigkeit die Überhand über Ungerechtigkeit, Armut und Korruption gewinnen werden.“

De Volkskrant (NL) /

Hört den Ruf nach Gerechtigkeit

Es ist an der Zeit, dass die Mächtigen die Protestbewegungen ernst nehmen, findet De Volkskrant:

„Jugendliche weltweit inspirieren einander mit ihrem Ruf nach Freiheit, gleichen Chancen und Selbstbestimmung. Der verstärkte Einfluss von Internet und sozialen Medien darf nicht unterschätzt werden; Bürger sind nicht länger unwissend. ... Die Unzufriedenheit über die zunehmende Wohlstands-Kluft zeigte sich auch in Europa, mit den Protesten der 'Gelbwesten'. Bürger akzeptieren es nicht mehr, wenn andere die Früchte des wirtschaftlichen Wachstums oder der natürlichen Reichtümer ihres Landes ernten, und sie mit leeren Händen am Rande stehen. Der Geist geht nicht mehr zurück in die Flasche. Politische Führer werden die Proteste ernst nehmen und Wohlstand und wirtschaftliche Chancen weltweit besser verteilen müssen.“

Dnevnik (SI) /

Statistische Abweichung oder dauerhafter Trend?

Ob der weltweite Aufruhr gekommen ist, um zu bleiben, steht für Dnevnik noch nicht fest:

„Womit waren die Menschen unzufrieden? Die Gründe sind unterschiedlich, man muss also abwarten, ob es sich um ein einjähriges Abweichen von der Statistik oder um eine dauerhafte globale Minderung der menschlichen Toleranz gegenüber staatlicher Willkür, ihrer wirtschaftlichen Inkompetenz und einer Reihe anderer Gründe für Unzufriedenheit handelt. ... Bei all dieser Zersplitterung gab es auch Demonstrationen mit einem globalen gemeinsamen Nenner - die Klimaproteste am Freitag, die herausstechen, weil sie das wachsende Bewusstsein für das Problem und die Bereitschaft, dafür auf die Straße zu gehen, veranschaulichen, obwohl es für die große Mehrheit noch nicht greifbar und akut ist.“