Was ist echt skandinavisch? Streit um SAS-Werbung

Ein Werbespot der Fluggesellschaft SAS sorgt derzeit vor allem im Netz für Empörung. Er feiert den Austausch durch Reisen und die Bereicherung von Skandinaviens Kultur durch fremde Einflüsse. Beispielsweise seien auch das Mittsommerfest und Plundergebäck "importiert". SAS nahm das Video am Mittwoch vorübergehend offline - und vermutet rechte Kräfte hinter dem Proteststurm. Medien sehen einen wunden Punkt getroffen.

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Svenska Dagbladet (SE) /

Naiv oder provokativ?

Svenska Dagbladet fragt sich, wie die Fluggesellschaft in solch ein Wespennest stechen konnte:

„Was wahrscheinlich Ärger und Wut auslöst, ist die unausgesprochene Botschaft, die dem gleicht, was Ex-Ministerpräsident Reinfeldt einst äußerte: 'Urschwedisch ist nur die Barbarei, der Rest der Entwicklung kam von außen.' National- und Regionalstolz sind ein wunder Punkt. Und just um diese Identität tobt ein so genannter Kulturkrieg, nicht nur in Skandinavien. Hat SAS das tatsächlich nicht auf dem Radar gehabt? Oder handelt es sich um einen bewusst provokanten Flug auf vermintem Gelände? “

Aftonbladet (SE) /

Die Trolle lachen sich ins Fäustchen

Aftonbladet teilt die Vermutung von SAS, dass Rechte hinter der Empörungswelle stehen - wahrscheinlich aus Russland:

„Schweden ist durch seine Erfindungen und Innovationen erfolgreich geworden - und dafür braucht es Eindrücke und Einflüsse von außen statt einer mentalen Heringsbrötchen-Diät. Wem die selbst ernannten Schwedenfreunde nahe stehen, ist unklar, eines ist aber sicher: All jene, die bereit sind, Putins Sache zu unterstützen, haben entweder im Geschichtsunterricht geschlafen oder wollen unserem Land Böses. ... Es ist unsere Schuldigkeit, uns jedes Mal, wenn wir im Netz etwas teilen, zu fragen: Wem nutzt es? SAS hätte seinen Werbefilm nie vom Netz nehmen sollen. ... Wenn die Troll-Armee anrückt, müssen wir die Grenzen sichern.“

Magyar Nemzet (HU) /

Eine nationale Identität bietet Orientierung

Die regierungsnahe Magyar Nemzet aus Ungarn nimmt die schwedische Diskussion zum Anlass, auf die Wichtigkeit des Vorhandenseins einer nationalen Identität hinzuweisen:

„Wenn wir die Argumentation der SAS akzeptieren, wird der Begriff Heimat virtuell und verliert er an Inhalt.... Wie sollen wir von Neuankömmlingen erwarten können, dass sie sich richtig verhalten, wenn wir nicht zeigen, woran sie sich halten sollen? ... So tugendhaft und anständig ein Einwanderer auch ist, er hat unter solchen Umständen keine Chance, die für ihn fremden Gewohnheiten zu erlernen. Die Kinder lernen nicht mal die Sprache, weil das von ihnen nicht erwartet wird. Sie werden keine Schweden, Dänen oder Norweger sein, sondern fremde, umherirrende Menschen ohne Wurzeln und Hintergrund.“