Wunden, die niemals heilen?

Die Pandemie bedeutet für jeden einzelnen Menschen eine Krise, die bewältigt werden muss. Viele haben geliebte Menschen verloren, viele müssen um die wirtschaftliche Existenz kämpfen. Hinzu kommt der Verlust von Normalität und des alltäglichen Miteinanders. Das ist hart - birgt aber auch Raum zur Reflexion über das, was wirklich zählt.

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To Vima (GR) /

Verlust der Gewissheiten

Die Psychologieprofessorin und Schriftstellerin Fotini Tsalikoglou beschreibt das Jahr 2020 in To Vima als kollektives Trauma:

„Trauma bedeutet, ein vertrautes Mutterland zu verlieren, das man sich vielleicht zu haben vorgestellt hat. Aus einer Heimat verbannt zu werden. Trauma bedeutet, dass deine Welt in einen unbekannten und gefährlichen Ort verwandelt wird. Wie viele von uns erleben heute nicht den Schmerz einer solchen Erfahrung? Wir wurden aufgerufen, widersprüchliche Bedürfnisse in Einklang zu bringen: Sicherheit mit Freiheit, Dramatisierung mit Verweigerung der Gefahr, Nähe mit Distanz. ... Und wir mussten unsere Ohren vor den Sirenen der Fake News, der Angst und der verschiedenen Debatten verschließen, die im Schatten des Todes blühten.“

Der Nordschleswiger (DK) /

Vor der Krise war nicht alles besser

Das zurückliegende schwere Jahr hatte auch Lichtpunkte, gibt Der Nordschleswiger zu bedenken:

„[Vielleicht] hat man seine eigene Heimat wieder entdeckt. So wie bereits im Sommer, als wir alle zu Hause bleiben mussten. Und vielleicht haben sich 2020 die wahren Freunde gezeigt, oder es sind die Familienbande noch enger geworden? Denn natürlich gab es sie, die erlebnisreichen und herzerwärmenden Momente 2020. Man musste sie nur suchen und ergreifen, denn sie sind uns nicht in Hülle und Fülle in den Schoß gelegt worden. Vielleicht lernen wir sogar etwas aus den vergangenen zehn Monaten und nehmen neue Traditionen oder neue Lebensweisen mit ins nächste Jahr. Denn vor Corona war vieles besser - aber eben nicht alles. Das muss jeder für sich entscheiden, aber eines ist gewiss: Für jeden von uns wird es eine Zeit vor und eine Zeit nach Corona geben. Machen wir was Besseres daraus.“