Spanien: Haftstrafe für Rapper Pablo Hasél

In Spanien ist der Rapper Pablo Hasél am Dienstag verhaftet worden. Er war zuvor wegen Beleidigung des Königshauses und der Verherrlichung von Gewalt zu neun Monaten Gefängnis verurteilt worden. In seinen Liedtexten hatte Hasél unter anderem den spanischen Altkönig Juan Carlos einen Dieb und Mafioso genannt und zu Schüssen auf einen Politiker aufgerufen. Ist die Haftstrafe gerechtfertigt?

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El Periódico de Catalunya (ES) /

Keine Frage des Geschmacks

Einen Künstler für seine Worte ins Gefängnis zu stecken, geht gar nicht, findet der Schriftsteller Miqui Otero in El Periódico de Catalunya:

„Bei der Debatte geht es nicht darum, ob einem gefällt, was ein Rapper singt. … Hasél geht (und das ist wichtig) für das ins Gefängnis, was er gesagt und gesungen hat und nicht für andere Taten. Seine Inhaftierung ist ein Schuss auf die schon so häufig manipulierte Idee der Meinungsfreiheit und gegen jede Demokratie, die sich weiterhin so nennen will.“

El Mundo (ES) /

Der Weg in den Knast beginnt mit einer Kleinigkeit

Der Rapper hat die Strafe verdient, findet El Mundo:

„Es gibt vernünftige Leute, die die Verurteilung verstehen, aber bedauern, dass sie zur Haftstrafe führt. Das ist okay. … Aber man darf auch nicht vergessen, dass der Weg dorthin mit einer Kleinigkeit beginnen kann. Die Flucht vor einem Strafzettel im Straßenverkehr kann dich von Straftat zu Straftat letztlich zur Verurteilung bringen. Und das scheint das Schicksal, wenn nicht gar die entschiedene Berufung, von diesem Hasél zu sein, den sie nun zum Helden erheben, während die Massen sich über jeden Normalbürger hermachen, der einen schmutzigen Witz reißt.“

TVXS (GR) /

Der Vormarsch der neuen Rechten

Für Tvxs zeigen die Vorgänge in Spanien eine Besorgnis erregende Entwicklung in ganz Europa:

„Die Toleranz gegenüber anderslautenden Stimmen ist auf dem alten Kontinent immer schwieriger und mühsamer zu finden. Der einfache Weg, die freie Meinungsäußerung zu kriminalisieren, ist zur Norm für neurechte Parteien geworden, die jüngere Führer haben, aber alte und dunkle Ideen vertreten. … Sie tauchen überall auf mit einem Politikkonzept, das dem von Trump ähnelt. … Wir müssen akzeptieren, dass in Demokratien die Stimmen frei sein und die Rechte aller verteidigt werden müssen. Denn sonst sind alle rechtlos.“