Pressefreiheit: Neue und alte Sorgenkinder

180 Länder im Vergleich: Reporter ohne Grenzen hat auch dieses Frühjahr wieder seine aktuelle Rangliste der Pressefreiheit veröffentlicht. Wegen der vielen Übergriffe auf Corona-Demos ist Deutschland um zwei Plätze auf Rang 13 abgerutscht und wird erstmals nur mit "befriedigend" statt "gut" bewertet. Bulgarien ist auf Rang 112 erneut EU-Schlusslicht. Kommentatoren aus beiden Ländern erläutern die Gründe.

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Deutschlandfunk (DE) /

Gefährdet durch Querdenker, Polizisten, Politiker

Eine ganze Reihe von Akteuren ist für die Entwicklung in Deutschland verantwortlich, erklärt der Deutschlandfunk:

„Die meisten der gezählten Übergriffe gab es ausgerechnet bei den Demos der … Gruppe 'Querdenken', also dort, wo sich Demonstrierende angeblich für Grundrechte einsetzen. Das Grundrecht auf Pressefreiheit … ist ihnen aber keinen Cent wert. … Auf Demos wissen zu wenige Polizisten, was Pressefreiheit wirklich ist, was Journalisten dürfen. Sie dürfen zum Beispiel selbstverständlich fotografieren, filmen, Interviews und Tonaufnahmen machen. Für all das sind sie von der Polizei schon festgesetzt worden. ... Bedroht wird die Pressefreiheit [auch] durch Politikerinnen und Politiker, die diese Einschränkungen nicht ernst nehmen und sogar dabei mitmachen.“

Dnevnik (BG) /

Der letzte Platz ist absolut verdient

Der Journalist Julian Popow nennt in einem von Dnevnik zitierten Facebook-Post die Gründe für den 112. Platz Bulgariens:

„1. Die Medien in Bulgarien sind kein nachhaltiges Korrektiv. ... 2. Die Medien sind unkritisch. ... 3. Die Reporter sind unvorbereitet. 4. Die überwiegende Anzahl der Medien in Bulgarien kann nicht von journalistischen Inhalten leben. ... 5. Die Medien zahlen nicht für Inhalte. ... 6. Fakten werden selten überprüft. ... Wir müssen auch anerkennen, dass es in Bulgarien einige hochwertige, kritische, analytische und letztendlich freie Medien gibt. Sie kämpfen für diese Freiheit, doch dieser Kampf ist nicht einfach.“