Schweden: Cousinenehe verbieten?

In Schweden sind im Rahmen der Diskussion um Migrationspolitik, Ehren- und Klankultur Cousinenehen in den Blickpunkt gerückt. In Göteborg fordern Sozialdemokraten und Schwedendemokraten eine landesweite Aufklärungskampagne über medizinische Risiken. Kommentatoren ziehen historische und gesellschaftliche Argumente ins Feld.

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Göteborgs-Posten (SE) /

Wir brauchen diese Diskussion

Dass Sozialdemokraten hier zusammen mit Rechtspopulisten an einem Strang ziehen, ist zwar parteipolitisch ungewöhnlich, in der Sache ist die Debatte aber wichtig, meint Kinderarzt Mats Reimer in einem Gastbeitrag für Göteborgs-Posten:

„Dass ein Verbot von Cousinenehen in kurzer Zeit zu einer besseren Integration von Menschen beitragen kann, die aus Klan-Gesellschaften geflohen sind, ist zwar sicher eine sehr optimistische Annahme. Dass Cousinenehen oft nur in begrenztem Maße freiwillig sind, sollte neben den genetischen Risiken aber Grund genug sein, dass sich die Regierung nicht mehr länger um die Frage herumdrückt. Die Sozialdemokraten in Göteborg stehen auf der richtigen Seite der Geschichte.“

Expressen (SE) /

Von Nachbarn und Geschichte lernen

Dem Beispiel der Nachbarländer zu folgen, rät Expressen:

„Dänemark hat die Grundregel, im Falle von Cousinenehen eine Familienzusammenführung abzulehnen; und in Norwegen sprach sich das Parlament im vergangenen November für ein vollständiges Verbot von Cousinenehen aus. Rein prinzipiell kann man ein Verbot zwar als Einschränkung der Freiheitsrechte sehen. In der Praxis bekämen dadurch aber mehr Menschen in Schweden das Recht, zu heiraten, wen sie wollen. Dies würde auch der Ehren- und Klankultur entgegenwirken. Nach Ansicht einer Reihe von Wissenschaftlern war es just der lange Kampf der katholischen Kirche gegen Verwandtschaftsehen, der in der westlichen Welt den Weg für Individualismus und unabhängige Institutionen bahnte. Die Regierung sollte eine Untersuchung mit dem Ziel auf den Weg bringen, Cousinenehen zu verbieten.“