Tschechiens Präsident entschuldigt sich bei Serbien

Tschechiens Präsident Miloš Zeman hat bei einem Treffen mit seinem Belgrader Amtskollegen Alexandar Vučič Serbien um Entschuldigung für die Nato-Bombardierung 1999 gebeten - als rein persönliche Geste, wie er meinte. Tschechien hatte zwar nicht an Angriffen teilgenommen, unter dem damaligen Premier Zeman aber US-Kampfflugzeugen die Überflugrechte über Tschechien erteilt. Die Landespresse staunt.

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Seznam Zprávy (CZ) /

In mehrfacher Hinsicht seltsam

Völlig überrascht von der Geste Zemans zeigt sich Seznam Zprávy:

„Zemans eigene Regierung stimmte 1999 der Bombardierung zu. Er selbst machte damals nicht den Eindruck, traumatisiert zu sein, weil er es nicht gewagt hatte, gegen den Mainstream im Bündnis zu opponieren. Zweitens ist die Entschuldigung insofern seltsam, als die Tschechen selbst niemanden wirklich bombardiert haben und Zeman sich nicht für die Nato entschuldigen kann. Und drittens ist die Entschuldigung des Staatsoberhauptes bei einem anderen Land eine ziemlich ernste Angelegenheit, insbesondere wenn es um die Anwendung militärischer Gewalt geht. Man würde erwarten, dass derlei vorher kurz mit der Regierung oder zumindest dem Außenminister erörtert wird.“

Český rozhlas (CZ) /

Zeman macht schon wieder private Außenpolitik

Das Verhalten des Präsidenten widerspricht der Verfassung, kritisiert Český rozhlas:

„Die Privatisierung der Prager Außenpolitik hat absurde Züge angenommen. In der Vergangenheit hat Zeman wiederholt westliche Sanktionen gegen Russland nach der Besetzung der Krim in Frage gestellt, obwohl die tschechische Regierung sich ihnen offiziell angeschlossen hat. ... Außenminister Kulhánek erklärte sofort, die Entschuldigung bei Serbien sei die persönliche Initiative des Präsidenten, nicht die offizielle Position des tschechischen Staates. Dies unterstrich jedoch nur die Absurdität des Ganzen.“

Právo (CZ) /

Bitte um Vergebung sinnvoll

Právo begrüßt die Initiative:

„Die Operation der Nato damals sollte offiziell die ethnischen Säuberungen gegen die Kosovo-Albaner beenden. ... Der Preis dafür aber war sehr blutig. Tausende unschuldige serbische Zivilisten mussten ihn bezahlen. Zudem machte sich auch eine Reihe von Protagonisten der Befreiungsarmee Kosovos Kriegsverbrechen schuldig, für die sie vom Tribunal in Den Haag angeklagt wurde. ... Nach fast einem Vierteljahrhundert ist es an der Zeit, die Gräben des Hasses zuzuschütten, auch wenn das sehr schwer ist. Es ist aber wichtig für die Zukunft. Aus diesem Blickwinkel bekommt die Entschuldigung Zemans ihre Bedeutung. “