Polen macht Grenze zu Belarus dicht

Polen verstärkt derzeit die Ostgrenze der EU mit Stacheldraht und Zäunen gegen Einwanderer, die aus Belarus kommen. Brüssel wirft Lukaschenka vor, gezielt Migranten weiterzuschicken, um wegen der verhängten Sanktionen Druck auf die EU auszuüben. Dass nun auch flüchtende Afghanen und Iraker im Niemandsland zwischen Belarus und Polen gefangen sind, beschäftigt die polnische Bevölkerung und Presse.

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Rzeczpospolita (PL) /

Grenzschließung mit Augenmaß

Humanitäre Grundsätze dürfen nicht geopfert werden, fordert Rzeczpospolita:

„Wir müssen uns an der Politik der Europäischen Union ausrichten: Die Grenzen schließen, den Menschenhändlern den Kampf ansagen, die Geheimdienste einsetzen, um die Grenzen gegen Radikalismus und Terrorismus zu schützen. Dies sind sehr wichtige Herausforderungen, insbesondere für die Regierenden, die den richtigen Weg finden müssen, um sie zu bewältigen, ohne Normen des Völkerrechts und humanitäre Grundsätze aufzugeben. Wenn wir die Grenzen abriegeln, sollten wir es mit Verstand tun und die Möglichkeit von Asylverfahren an den Grenzübergängen aufrechterhalten. Die Flüchtlinge, die in die freie Welt fliehen, sollen wissen, dass man zwischen der EU und Belarus nicht durch eine grüne Grenze stolpern muss, sondern dass an der richtigen Stelle jemand mit viel Einfühlungsvermögen und Kompetenz wartet.“

Tygodnik Powszechny (PL) /

Mehr Sachverstand und weniger Emotionen

Eine sachliche und ohne zu viel Emotionen geführte Debatte könnte besser dabei helfen, die komplexer werdende Flüchtlingsproblematik wirklich zu begreifen, mahnt Tygodnik Powszechny:

„Helfen wir denen, die tatsächlich vor Krieg und Verfolgung fliehen, indem wir alle Ankömmlinge per se als 'Flüchtlinge' bezeichnen? ... Würden wir nicht in die emotionsgeladene Falle, würden wir mehr über komplexe Migrationswege und eine sich verändernde Welt erfahren. ... Die Mitverantwortung, die dabei die Pro-Flüchtlings-Seite für die Qualität dieser Debatte trägt - und somit letztlich für das Wohlergehen der künftigen Asylsuchenden - ist noch viel größer als vor sechs Jahren.“