Frankreich: Macron verweigert TV-Debatte

In einem Monat beginnt in Frankreich die Präsidentschaftswahl. Bis zuletzt hatte Macron die Bekanntgabe seiner Kandidatur hinausgezögert. Trotzdem liegt der amtierende Präsident in Umfragen vorne. Wohl mit ein Grund, weshalb er sich nicht mit seinen elf Herausforderern einer öffentlichen Debatten stellen will.

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Le Figaro (FR) /

Respektlos

Macron missachtet das demokratische System und dessen Prozesse, kritisiert Jurist Guillaume Drago in Le Figaro:

„Die Wahl des Staatspräsidenten ist der Mittelpunkt unseres politischen Lebens, der unsere gemeinsame Zukunft bestimmt. Daher ist es fundamental, dass die Kandidaten - alle Kandidaten - öffentlich über die Zukunft debattieren, die sie dem Land vorschlagen. Ihre demokratische Funktion besteht darin, sich so vorzustellen, wie sie wirklich sind, und den Franzosen die Wahrheit über die Lage unserer Nation und ihre Schwierigkeiten zu sagen sowie ein Projekt hervorzubringen, das den Zuspruch einer breiten Mehrheit unserer Mitbürger erhalten kann. Es geht um die Legitimität dieser Wahl und der des Staatschefs, der zwangsläufig daraus hervorgehen wird.“

L'Opinion (FR) /

Viele Rededuelle, um viele Wähler anzusprechen

Macron sollte jeweils separat mit seinen größten Konkurrenten debattieren, findet l'Opinion:

„Beispielsweise mit denen, deren Fehlen bei dieser Präsidentschaftswahl ein schlimmes politisches Problem wäre. So hätten die großen politischen Strömungen, die das öffentliche Leben Frankreichs strukturieren, von Marine Le Pen bis zu Valérie Pécresse, von Eric Zemmour bis Jean-Luc Mélenchon, von Yannick Jadot bis Fabien Roussel und Anne Hidalgo, Gelegenheit, ihr Programm der Bilanz und den Versprechen des bisherigen Präsidenten gegenüberzustellen. Keine Gefahr eines Tohuwabohus, keine Bedrohung für die Demokratie, sondern die Garantie, Millionen von Franzosen zu interessieren und diejenigen unter ihnen zu motivieren, die die Lauheit des Wahlkampfs eher dazu bewegt, nicht an die Urne zu gehen. Schluss also mit einer Debatte, stattdessen: Es leben die Debatten!“