FTX-Pleite: Chaos bei den Kryptowährungen

Die Insolvenz der Krypto-Börse FTX von Sam Bankman-Fried schickt Schockwellen durch den Kryptowährungs-Sektor, die Kurse fallen an breiter Front. Die Behörden der Bahamas ermitteln wegen mutmaßlicher Unterschlagung. Auch ist von Hackerangriffen die Rede, bei denen eventuell noch riesige Summen gestohlen wurden. Die Medien fragen sich: Wie konnte das geschehen?

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De Standaard (BE) /

Aus der Traum vom schnellen Geld

Man muss kein Mitleid mit den betroffenen Anlegern haben, meint De Standaard:

„Schnell kamen Versprechen von unwahrscheinlichen Renditen. Und muss man sich wundern, dass das Fehlen von Regeln die Tür für schmutziges Geld weit öffnete? Außerdem besteht die 'kluge Masse' offensichtlich aus Abenteurern, Opportunisten oder naiven und vor allem jungen Anlegern, die hoffen, auch ohne hartes und geduldiges Arbeiten schnell reich werden zu können. ... Die Ironie dabei ist, dass ausgerechnet der Kryptobanker [Ex-FTX-Chef Bankman-Fried], der sich als Verfechter von mehr Regulierung und einem ethischen Umgang mit Reichtum inszeniert hatte, bei seiner Buchführung geschummelt hat. ... Sagen Sie nicht, die Sparer seien nicht gewarnt worden.“

Wiener Zeitung (AT) /

Mehr Kontrolle zwingend notwendig

Der Absturz der Kryptobörse FTX macht die Mängel dieser Branche deutlich, meint die Wiener Zeitung:

„Mittlerweile ist FTX nicht nur pleite, es häufen sich auch die Hinweise, dass es dabei Betrug im großen Stil gegeben haben könnte. Die Aufsichtsbehörden arbeiten daran, Licht in das verworrene Dunkel dieser Causa zu bringen. Dabei ist der Crash von FTX längst kein Einzelfall; die Liste zwielichtiger Kryptowährungen wird lang und länger. … Die Kryptoszene weist einen weit überproportionalen Guru-Faktor auf. Hinzu kommt ein oft eklatanter Mangel an finanzieller und struktureller Transparenz. … Mehr Kontrolle ist dringend notwendig, ansonsten werden sich auch die durchaus vorhandenen interessanten Aspekte dieser nun auch nicht mehr ganz neuen Technologie in Luft auflösen.“

Kapital (BG) /

Kettenreaktion im Kryptosektor

Die vergangene Woche war eine der dunkelsten in der Geschichte der Kryptowährungen, schreibt Kapital:

„Der Bankrott der auf den Bahamas ansässigen Krypto-Börse FTX, die bis vor wenigen Tagen als eine der vertrauenswürdigsten Börsen galt, hat bei den Anlegern neue Ängste ausgelöst. FTX reiht sich in eine schwarze Liste großer Namen ein, die in diesem Jahr bankrott gegangen sind, darunter der Hedgefonds Three Arrows Capital, der Krypto-Kreditgeber Celsius Network und der Makler Voyager Digital. ... Es ist entmutigend zu sehen, wie der Wert dieser bahnrechenden Technologie aufgrund des Zusammenbruchs einer der führenden Börsen eingebrochen ist. Dies ist der jüngste und größte Absturz einer Zentraleinheit im Kryptosektor und könnte das bittere Ende der Kryptowährungen bedeuten.“

Postimees (EE) /

Jetzt einsteigen!

Krypto-Berater Asse Sauga erklärt in Postimees, dass nun eigentlich eine gute Zeit ist, Anteile zu kaufen:

„Auf den Kryptomärkten herrschen besorgte Zeiten. Das bestätigen alle Nachrichten, und nicht nur die estnische Firma Change, sondern alle Kryptounternehmen verzeichnen Umsatzverluste. Allerdings sollte man bedenken, dass die Vermögen der Kunden gut geschützt sind und das Geschäft gut funktioniert und reguliert ist. Bei Change besteht kein Zweifel, dass es eines der am klarsten regulierten Kryptounternehmen Europas ist. Das zeigt auch das ernste Kaufinteresse einer großen Börsenfirma. ... Ja, der Deal ist erstmal flachgefallen. Ein richtiger Investor würde jetzt eher kaufen. Denn alle verkaufen.“