Kosovo beantragt EU-Kandidatenstatus

Der Kosovo hat vergangene Woche offiziell einen Antrag auf Beitritt zur EU eingereicht. Haupthindernis einer Annäherung an die EU ist die Tatsache, dass fünf EU-Länder den Kosovo nicht als eigenständigen Staat anerkennen. Das Nachbarland Serbien erhebt weiterhin territoriale Ansprüche und drohte jüngst mit einer Truppenentsendung. Wie geht es für das Land weiter?

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Der Standard (AT) /

Nur auf die USA ist Verlass

Angesichts der Bedrohung durch Serbien will sich der Kosovo Gehör bei der EU verschaffen, meint Der Standard:

„Die Kosovaren lernten aber schon in den 1990er-Jahren, dass sie sich nur auf die USA verlassen können. Dies zeigte sich einmal mehr in den vergangenen Wochen, als die Gewalt von militanten serbischen Nationalisten im Norden des Kosovo zunahm und Serbiens Präsident Aleksandar Vučić sogar mit dem Einmarsch drohte. … Die Klarheit der USA ist deshalb so wichtig, weil Serbien erst im September ein Kooperationsabkommen mit Moskau schloss. Westliche Diplomaten befürchten, dass die Eskalationspolitik von Vučić im Nordkosovo mit dem Kreml akkordiert sein könnte, zumal die Wagner-Gruppe vor wenigen Tagen kundtat, ein Zentrum in Serbien eröffnet zu haben.“

Helsingin Sanomat (FI) /

Auf dem richtigen Weg

Serbien sollte endlich die Unabhängigkeit des Kosovo anerkennen, fordert Helsingin Sanomat:

„Der Kosovo ist ein Spielball im großen Spiel der anderen. Die Unabhängigkeit des Kosovo wird von der Nato, den USA und der EU unterstützt - auch wenn fünf EU-Länder die Unabhängigkeit des Kosovo noch immer nicht anerkennen. Serbien, das die Unabhängigkeit des Kosovo in Frage stellt, wird von Russland unterstützt. … Kosovos Weg zur Mitgliedschaft ist lang, aber die EU muss dem jungen Staat zeigen, dass die Tür offen und die Richtung richtig ist. … Die EU will nicht, dass sich Serbien vom Westen entfernt. Durch die Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo würde Serbien viele Türen auf dem Balkan öffnen, auch für sich selbst.“

Diena (LV) /

Noch ein Präzedenzfall

Diena kommentiert:

„Die Anerkennung des Kosovo durch Belgrad wird, wenn überhaupt, nur die Gefühle europäischer Separationsbefürworter beeinflussen, und selbst dann ist nicht immer klar, in welche Richtung. ... Eine solche Lösung wird die Position nicht-westlicher Länder, vor allem Russlands, in Bezug auf die Anerkennung oder Nichtanerkennung verschiedener anderer Separatisten und Aufständischer nicht nur nicht ändern, sondern im Gegenteil: Sie wird zu einem weiteren Präzedenzfall werden mit schwer vorhersagbaren Folgen. Jedenfalls ist der Fall Kosovo wesentlich komplexer und weitreichender, als es auf den ersten Blick scheint.“