Rumänien: Debatte um tödliche Straßenhund-Attacke

Rund zwei Wochen, nachdem am Rand von Bukarest eine 43 Jahre alte Joggerin von Straßenhunden zu Tode gebissen wurde, ist in Rumänien eine lebhafte Debatte entbrannt. Es ist das dritte Mal in 20 Jahren, dass ein Mensch in Bukarest durch Straßenhunde tödlich verletzt wurde, die auch deshalb immer wieder zum Problem werden, weil Hundebesitzer Nachwuchs aussetzen. Medien kritisieren vor allem den zuständigen Bezirksbürgermeister.

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G4Media.ro (RO) /

Die Behörden wussten um die Gefahr

Der Bürgermeister des betreffenden Stadtteils hat versagt, konstatiert G4Media.ro:

„Es spielt keine Rolle, dass die Straßenhunde herrenlos sind, frei auf der Straße herumlaufen oder auf verschiedenen Privatgrundstücken ausgesetzt werden. Sie sind da und eine Gefahr. ... Ciprian Ciucu hatte die Gelegenheit, all die Ideen umzusetzen, die er vor zehn Jahren [als ein Kind tot gebissen wurde] hatte, um das Problem mit den Straßenhunden in seinem Stadtteil zu lösen. ... Die Gefahr am Stausee Lacul Morii war bekannt. Das Opfer hatte seit vorigem Jahr immer wieder darauf hingewiesen, nachdem es dort von einem Hunderudel angefallen worden war und beim Bürgermeisteramt mehrere Eingaben gemacht. Man kann also nicht sagen, dass das Rathaus nichts wusste.“

Krónika (RO) /

Versäumnisse mit System

Die Verwaltung wäscht ihre Hände mal wieder in Unschuld, kritisiert Krónika:

„Die Abwälzung von Verantwortung ist im Bukarester Bürgermeisteramt und in den untergeordneten Ämtern der Stadtverwaltung zu einem unglaublich weit verbreiteten Syndrom geworden. Leider wurde nach diesem tragischen Todesfall kein einziger Verantwortlicher in Handschellen gelegt. ... Andere tragische Unfälle wie Brandfälle in Krankenhäusern ergeben sich ebenso daraus, dass Gesetze und Vorschrifte nicht eingehalten werden. Es geht um menschliche Versäumnisse, bei denen die Behörden nachsichtig, oberflächlich oder sogar korrupt sind.“

Revista 22 (RO) /

Unglückselige Naivität

Revista 22 übt sich in Sarkasmus:

„Wer zum Teufel hat sie dazu gebracht, durch eben diese Orte zu joggen, die von organisierten Gruppen von Straßenhunden beherrscht werden? Gab es kein Schild, dass man dort nicht mehr langlaufen soll? ... Was hat sie sich vorgestellt - dass sich nach ihren Erfahrungen des vorigen Jahres, als sie sich bei der Lokalpolizei und bei Ciucu über die Hunde beschwert hatte, die gewichtigen Herren bewegen und die gefährliche Hundemeute am Lacul Morii ausrotten würden? Welch Naivität! Es wäre für die Unglückliche wahrscheinlich leichter gewesen, sich mit allen Straßenhunden in der Hauptstadt zu befreunden, als die Leute vom Rathaus zum Handeln zu bewegen, von denen wir sicher wissen, dass sie keine Hunde sind, aber scheinbar auch keine Menschen.“