Freie Presse zunehmend unter Druck

Der 3. Mai ist der Internationale Tag der Pressefreiheit, aber nicht unbedingt einer der guten Nachrichten: Laut Reporter ohne Grenzen ist die Unterdrückung unliebsamer Berichterstattung weltweit angestiegen. Schuld seien Krisen, Kriege und zunehmender Autoritarismus. Auch Kommentatoren sind besorgt.

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The Times (GB) /

Rotes Tuch für autoritäre Regime

The Times ist empört:

„Journalismus ist kein Verbrechen, aber autoritäre Regime erklären ihn mehr und mehr zu einem. ... Der Internationale Tag der Pressefreiheit sollte ein Weckruf für Regierungen und Bürger weltweit sein. Es ist eine Schande, dass keine internationale Vereinbarung existiert, die Gewalt gegen Journalisten verbietet. Eine freie Presse fördert unweigerlich andere Rechte und Freiheiten, weshalb sie für autoritäre Regime ein rotes Tuch ist. Sie nehmen Reporter ins Visier, aber es geht vielmehr darum, Informationsquellen zu kontrollieren.“

Aktuality.sk (SK) /

Verschwörungstheoretiker sind das größte Problem

Aktuality.sk betont:

„In gewisser Weise noch ungleicher als der Kampf gegen autokratische Politiker ist der gegen Verschwörungstheorien. Die Medien, die sie verbreiten, präsentieren sich als frei und unabhängig, obwohl sie oft genug nur unabhängig von Wahrheit, Fakten und sozialer Verantwortung sind. Sie halten sich auch für Wächter der Demokratie. Die richtigen Wächter, unbefleckt vom Westen. Wenn wir den Kampf gegen sie nicht so schnell wie möglich gewinnen, ist es im Zeitalter der künstlichen Intelligenz, deren Kreationen von der Realität nicht zu unterscheiden sein werden, möglicherweise bereits zu spät. Für die Medien und für die Demokratie.“

Badische Zeitung (DE) /

Glaubwürdigkeit droht auf der Strecke zu bleiben

Die Badische Zeitung warnt vor einer Umwälzung der Medienlandschaft durch künstliche Intelligenz:

„Mit Programmen wie ChatGPT wird es so leicht sein wie niemals zuvor, Texte, Bilder und wohl bald auch Tonaufnahmen und Videos zu produzieren und zu verbreiten. Beiträge, die Presseerzeugnissen gleichen, aber die keine sind, weil sie diese nur simulieren. Weil sie vorhandenes Wissen abschöpfen und nach Wahrscheinlichkeiten neu (manchmal falsch mit erfundenen Elementen) zusammensetzen, dabei Urheberrechte missachten und mühsam erworbene Informationen damit entwerten. Was, wenn Nachrichten scheinbar unendlich verfügbar sind, aber die Glaubwürdigkeit auf der Strecke bleibt?“

Postimees (EE) /

Auf dem Weg zur Selbstzensur

Postimees ist beunruhigt, dass Estland im Index der Pressefreiheit von Platz vier auf acht abgerutscht ist:

„Am stärksten hat sich das rechtliche Umfeld verschlechtert. ... Es gibt eine wachsende Tendenz, dass der Staat, die Staatsanwaltschaft, polizeiliche Ermittler und auch Personen, gegen die polizeilich ermittelt wird, Druck auf bestimmte Journalisten ausüben wollen und können. Die Androhung einer Geldstrafe gegen den Autor einer Geschichte wird den Journalisten entmutigen. Die Folge ist Selbstzensur, und einige Geschichten bleiben unerzählt.“