Amoktat in Belgrad: Wie Schulen künftig schützen?

Am 3. Mai erschoss ein Dreizehnjähriger in Belgrad acht Mitschüler und den Portier seiner Schule. Am Tag darauf erschütterte ein weiterer Amoklauf mit acht Opfern das Land. Der serbische Präsident Aleksandar Vučić kündigte daraufhin "eine fast vollständige Entwaffnung" von Privatpersonen in seinem Land an. Serbien gehört zu den Ländern mit den meisten Waffen im Verhältnis zur Bevölkerung.

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Cyprus Mail (CY) /

Entwaffnung wird nie stattfinden

Kolumnist Gwynne Dyer glaubt in Cyprus Mail nicht an Vučićs Versprechungen:

„Vučić sagt nur, was die Menschen seiner Meinung nach gerade hören wollen. Als er für das Monster Slobodan Milošević arbeitete und die Serben hören wollten, dass die Massaker, die ihre eigenen Leute in Bosnien, Kroatien und im Kosovo verübten, gerechtfertigt waren, hat er ihnen genau das gesagt. Die Geschichte zeigt, dass seine Worte und seine Taten selten übereinstimmen: Es wird keine Massenentwaffnung in Serbien geben. Das ist nicht die Art und Weise, wie Vučić sein politisches Kapital einzusetzen gedenkt.“

Politika (RS) /

Das Ziel wären weniger, nicht mehr Polizisten

Es läuft etwas falsch in Serbien, mahnt Politika-Kolumnist Boško Jakšić:

„Nun sind das Internet schuld und die westliche Gesellschaft. Wir sind wieder großartig und schuldlos. ... Ich erschrak, wie viele Jugendliche auf Tiktok Kosta zum 'Helden' erklärten: mehr als 30.000. Die Lösung ist nicht die Erhöhung der Anzahl der Schulpolizisten, so wie es die Politiker wollen. Es sollten besser Bedingungen geschaffen werden, damit keine Polizisten in den Schulen sein müssen. Der Präsident der Republik und der Bürgermeister Belgrads hätten sich auf dem Cvetni-Platz zeigen müssen. Und schweigend eine Kerze anzünden und eine Blume niederlegen sollen. Das wäre eine stärkere Botschaft gewesen.“

Novi list (HR) /

Mehr Polizei hilft nur kurzfristig

Novi list fordert Menschlichkeit:

„Die serbische Regierung kündigte in den Straßen Belgrads erhöhte Polizeipräsenz an. Als unmittelbare Antwort auf das Geschehene ist dies vernünftig. Als Dauerzustand jedoch völlig unvernünftig. Die beste Antwort in solchen Fällen, vor allem wenn es um junge Menschen geht, wäre eine Rehumanisierung der Gesellschaft. Der immer schnellere Lebensstil und die Lockdowns während Corona haben die Gesellschaft noch mehr atomisiert und die Kommunikation zwischen den Menschen verstümmelt. ... Sprecht mit den Menschen, hört euren Kindern zu, habt mehr Verständnis für andere Menschen. Das ist wahre Prävention.“

Peščanik (RS) /

Die Verantwortung der Regierung

Pešćanik fragt nach der Verbindung zwischen dem politischen Klima und der Tat:

„Die Frage 'Warum gerade jetzt?' führt uns dazu, die aktuelle, schon ein Jahrzehnt alte Regierung der Neuradikalen als eine der Erklärungen anzuführen. ... Diese Regierung stützt sich ohne Zweifel auf Hass und Gewalt. Sie macht aus jeder Uneinigkeit einen Konflikt, um den Einsatz von Gewalt zu rechtfertigen. ... All das provoziert Gewalt von der Spitze herunter, die Hierarchie der gesellschaftlichen Verhältnisse hinab. Trotzdem kann man nicht behaupten, es bestehe ein direkter Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zwischen der schlechten Regierung und einem Massenmord in der Schule. ... Der Mörder ist ein Dreizehnjähriger, der Einfluss der weiteren Umgebung auf sein Erwachsenwerden muss also vermittelt und abgemildert gewesen sein.“

Spotmedia (RO) /

Psychologen statt Taschenkontrollen

Der rumänische Innenminister Lucian Bode erwägt, in rumänischen Schulen Kontrollen mit Metalldetektoren wie am Flughafen einzuführen. Spotmedia hält davon nichts:

„Anstatt in Detektoren und Sicherheitstüren zu investieren, sollte die Regierung lieber massiv Schulpsychologen einstellen, mindestens in einen pro Schule, je nach Zahl der Schüler. Also Fachleute, die die Kinder in der Pause oder in den Sportstunden beobachten. ... Ein geschultes Auge bemerkt zweifellos isolierte, verstoßene Kinder und Gruppen, die tyrannisieren und deren Opfer. ... Die Psychologen sollten das Recht haben, die Familie anzurufen und falls nötig auch die Sozialämter, die wiederum das Recht haben sollten, die radikalsten Maßnahmen zu ergreifen, wenn die Entwicklung eines Kindes gefährdet ist.“