Tourismus: Auf welchem Weg zu mehr Verträglichkeit?

Die Lust aufs Verreisen ist nach den Jahren der Corona-Beschränkungen wieder enorm: Spanien verzeichnet Flugrekordzahlen und Urlaubsziele wie Málaga, Valencia, Palma oder Ibiza sind beliebt wie lange nicht. In Deutschland stieg die Zahl der Übernachtungen von ausländischen Gästen im Mai im Vergleich zum Vorjahr um fast 20 Prozent. Kommentatoren warnen vor den ökologischen und sozialen Folgen und debattieren Lösungen.

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La Vanguardia (ES) /

Sonne und Strand sind Krisenretter, aber ...

La Vanguardia findet den spanischen Rekordsommer nicht nur positiv:

„Kaum ist die Gesundheitskrise überwunden, kurbeln Sonne und Strand wieder die Wirtschaft an. ... Auf der Schadenseite der Bilanz wiegen die geringe Produktivität und die sozialen und ökologischen Folgen schwer, besonders in Zeiten der Klimakrise. Die Löhne liegen in Gegenden mit Billigtourismus unter dem spanischen Durchschnittslohn und die Schulabbrecherquote ist besonders hoch. Man sollte eine Branche aber nicht verunglimpfen, die die spanische Wirtschaft in Krisenzeiten gerettet hat. Stattdessen sollte sie endgültig in ein Angebot mit mehr Mehrwert umgewandelt werden. Sonne und Strand müssen nicht gleichbedeutend sein mit Dumpingpreisen. Es braucht nur den nötigen Impuls.“

Kathimerini (GR) /

Illegale Bauten abreißen und scharf kontrollieren

Kathimerini fordert von der Regierung strikteres Regulieren:

„Die 'Revolte' [der Handtuch-Protest] der letzten Wochen gegen die Verstöße an vielen Stränden folgt auf frühere Bemühungen gegen illegale Bauten von Strandbars, insbesondere auf beliebten Inseln. ... Der Erfolg der Bewegung ist ein willkommenes und hoffnungsvolles Zeichen für einen gesünderen Tourismussektor. Die Regierung sollte auf die jüngsten Schritte in die richtige Richtung mit einer energischeren Umsetzung der bestehenden Vorschriften reagieren, illegale Bauten zügig abreißen, die Kontrollen verstärken und hohe Strafen gegen Gesetzesbrecher verhängen. ... Ein gesünderes und besser reguliertes Tourismusmodell wird auch nachhaltiger sein.“

Új Szó (SK) /

Essensverschwender blechen lassen

Nachhaltige Ideen erreichen die Branche, beobachtet der Journalist Laci Szabó von Új Szó erfreut:

„Ich habe [in einem Hotel] sogar ein Schild entdeckt, auf dem stand: 'Wenn nach der Mahlzeit viel Essen auf Ihrem Teller bleibt, wird Ihrem Zimmer ein Bußgeld von 15 Euro pro Person belastet. Lebensmittelverschwender sollen zahlen!'... Auf den Tellern, die die Kellner abräumten, blieb daraufhin kaum etwas übrig. Dies ist einer der bisher besten Lösungsansätze. Wer in letzter Zeit in einem All-inclusive-Hotel übernachtet hat, weiß, wovon ich spreche: Die Tische vieler Gäste sind übervoll von Essen und wenn sie gehen, bleibt mindestens die Hälfte davon als Müll zurück. Eine solche Sanktion kann diesem Verhalten ein Ende setzen.“

Cyprus Mail (CY) /

Qualität statt Quantität

Die Wirtschaftswissenschaftler Andreas Charalambous and Omiros Pissaridis schreiben in Cyprus Mail über die Lage in Zypern:

„Die erste Herausforderung betrifft die Notwendigkeit, vom Massentourismus auf Qualitätstourismus umzustellen. Der Massentourismus trägt in geringerem Maße zur lokalen Wirtschaft bei, erfordert einen höheren Ressourceneinsatz, stellt eine unverhältnismäßige Belastung für die Umwelt dar und verdrängt gleichzeitig den hochwertigen und rentableren Tourismus. Einige europäische Städte haben bereits spezifische Maßnahmen ergriffen, um den Massentourismus einzuschränken. Venedig verbietet Kreuzfahrtschiffen seit 2019 das Anlegen im Stadtzentrum, gefolgt von Brügge, Dubrovnik, Dublin und Barcelona. Kürzlich zog Amsterdam nach.“