Herber Zollschlag der USA gegen die Schweiz
Donald Trumps neue Zölle gegen etwa 70 Staaten sind am Donnerstag in Kraft getreten. Besonders betroffen ist die Schweiz, für die nun ein Tarif von 39 Prozent gilt. Auch ein Blitzbesuch von Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter in Washington konnte diesen schweren Schlag für die exportorientierte Schweizer Industrie nicht mehr abwenden. Die Landespresse leckt die Wunden.
Unberechenbare Staaten von Amerika
Solange Trump regiert, rechnet die Neue Zürcher Zeitung mit stürmischen Bedingungen:
„So wichtig es ist, dass der Bundesrat allen Rückschlägen zum Trotz unbeirrt weiter verhandelt, so naiv wäre es, eine dauerhafte Lösung zu erwarten. Nach allem, was Trump in seiner noch jungen zweiten Amtszeit bereits gemacht hat, sollte die Schweiz nicht davon ausgehen, dass sich bis Anfang 2029 so etwas wie Vertrauen, Planbarkeit oder Zuverlässigkeit einstellt. Unter diesem Präsidenten bleiben die USA die unberechenbaren Staaten von Amerika. Seien es Zölle, seien es Medikamentenpreise, seien es Firmensteuern: Trump hat viele Hebel - und wenig Skrupel.“
Rücksicht auf heimische Bauern rächt sich nun
Die Schweiz ist an den heutigen US-Zöllen mitschuldig, betont der Tages-Anzeiger:
„Es ist auch eine Tatsache, dass unser Land erstens noch immer enorme Zölle auf landwirtschaftliche Produkte erhebt und vor 15 Jahren ein Freihandelsabkommen mit den USA platzen liess, nur um die Bauern nicht zu verärgern. Hätten wir damals den Deal gemacht, hätten wir heute die Probleme mit Donald Trump wohl nicht. Letztlich wird uns wohl auch diesmal nichts anderes übrig bleiben, als mit Trump einen Deal einzugehen, der sicher schmerzhaft und teuer sein wird. ... Trump wird dann verkünden, die Schweizer seien wieder Freunde, allerdings nur, weil sie viel gezahlt und grosse Zugeständnisse gemacht haben. So viel zur viel beschworenen schweizerisch-amerikanischen Freundschaft.“
Die Naivität der Eidgenossen
Die Schlappe im Zollstreit trifft die Schweizer vor allem mental, betont Le Temps:
„Noch vor allen wirtschaftlichen und sozialen Folgen ist der psychologische Effekt furchtbar. … Die Schweiz wird sich ihrer Schwäche und ihrer globalen Isolation bewusst, insbesondere gegenüber den USA, deren derzeitiger Uncle Sam sich wenig um unsere reiche europäische Insel schert. … Die Eidgenossen sind satt, haben ein erwiesen hohes Level an Lebensqualität, Wohlstand und Know-how und wurden von ihrem Überlegenheitskomplex getragen, weshalb sie nicht sehen konnten oder wollten, dass im derzeitigen globalen Dschungel das Recht des Stärkeren gilt.“