USA beschlagnahmen erneut Tanker vor Venezuela
Das US-Militär hat vor der Küste Venezuelas abermals einen Öltanker beschlagnahmt. Bei dem Schiff soll es sich um die unter der Flagge Panamas fahrende "Centuries" handeln. Das venezolanische Regime von Nicolás Maduro sprach von einem "schwerwiegenden Akt internationaler Piraterie". Aus Washington hieß es, die USA würden weiterhin gegen den illegalen Handel mit sanktioniertem Öl aus Venezuela und dem Iran vorgehen.
Ohne Plan für den "Tag danach"
Polityka erkennt keine langfristige Strategie auf US-Seite:
„Das Problem ist, dass selbst im Falle eines erfolgreichen Regimewechsels (was den Amerikanern in den letzten Jahrzehnten fast nie gelungen ist), niemand wüsste, was danach in Venezuela geschehen sollte. Es scheint keinen Plan für den 'Tag danach' zu geben, denn eine plötzliche Demokratisierung ist schwierig und unwahrscheinlich. Selbst ein gewaltsames Einsetzen der Friedensnobelpreisträgerin Maria Corina Machado in den Präsidentenpalast wäre problematisch – es ist unklar, wie sich die uniformierten Sicherheitskräfte verhalten würden. Die Bildung einer rechten Regierung im typischen Stil des Kalten Krieges wäre vielleicht am einfachsten, würde aber wahrscheinlich erhebliche finanzielle Aufwendungen und eine gewisse militärische Präsenz der USA erfordern. Und genau das wollen Trump und Rubio um jeden Preis vermeiden.“
Karibische Niederlande in Gefahr?
Die Karibikinseln Curacao, Aruba und Bonaire, die zu den Niederlanden gehören und direkt vor der Küste Venezuelas liegen, könnten von dem Konflikt betroffen sein. Laut Trouw sollte die niederländische Regierung nun vehement auf den Plan treten:
„Mit ihren Militäraktionen gegen Venezuela gefährden die USA die internationale Rechtsordnung, so viel ist klar. Aber durch diese Kriegsgefahr im 'Hinterhof' der USA sind auch die karibischen Teile des Königreichs betroffen. Die Niederlande sollten daher noch deutlicher bei den USA Alarm schlagen, sonst könnten sie ohne Weiteres militärisch in diesen Konflikt verwickelt werden.“
Was für ein Schurkenstück!
Für den Lateinamerika-Korrespondenten der Süddeutschen Zeitung, Jan Heidtmann, wird nun endlich klar, was Trump vorhat:
„[D]ie USA wollen ihn [Maduro] und sein Regime unbedingt stürzen. ... Ihm geht es darum, den USA den Zugang zu den größten Erdölvorkommen der Welt zu sichern. Aus seiner Sicht ist das nachvollziehbar, doch wie sich das mit den Versprechen Machados vereinbaren lässt, in ihrem Land eine gerechte Gesellschaft zu formen, ist fraglich. Sicher ist aber, dass Machado einen hohen Preis für Trumps Unterstützung wird zahlen müssen. Die traurigste Rolle in diesem Stück haben die Venezolaner selbst. ... [Sie] werden auch nach einem Sturz Maduros nicht wirklich viel mitzureden haben. Denn was dort gerade zu beobachten ist, ist schlicht ein Schurkenstück.“
"Friedensstifter" spielt mit dem Feuer
Der US-Präsident bewegt sich gegenüber Venezuela auf dünnem Eis, glaubt Lidové noviny:
„Die Venezolaner mögen ihre Machthaber nicht besonders, hassen aber Amerika oft noch mehr. ... Über 80 Prozent würden ihr Land verteidigen. ... Ein Überschreiten des Rubikons in Venezuela, also ein direkter Angriff, würde von Russland und China, die sich in ihren Regionen ähnlich verhalten, wohl widerwillig hingenommen werden, nicht aber von Lateinamerika. ... Letztendlich könnte ein möglicher Konflikt in Amerikas Hinterhof Milliarden von Dollar an Steuergeldern kosten. Und wie würde sich der Friedensstifter Donald Trump von seinem Vorgänger George W. Bush unterscheiden? Oder gar von Wladimir Putin?“
Absehbares Chaos
De Volkskrant bezweifelt, dass ein von außen erzwungener Machtwechsel zu stabilen Verhältnissen führen kann:
„Trump will Geschäfte machen. Die USA unterhielten seit jeher enge Beziehungen zu Venezuela, aus dem reichlich Öl in die amerikanischen Raffinerien floss, ehe der sozialistische Führer Hugo Chávez 1999 einen Strich durch die Rechnung machte. ... Viele Venezolaner würden einen Machtwechsel begrüßen, aber angesichts der Tatsache, dass Trump nur aus wirtschaftlichem Eigeninteresse handelt, sollten sie sich keine Illusionen machen. Ein Regimewechsel, der aus fragwürdigen Gründen von außen erzwungen wird, führt in der Regel vor allem zu Chaos.“