Energiekrise: Transnistrien wirtschaftlich am Ende?

In der von Moldau abtrünnigen Region Transnistrien gibt es erneut kaum Gas und Strom. Russland hat akute Schwierigkeiten, das aus Moldawien nach Transnistrien gelieferte Erdgas zu bezahlen, denn die bislang über Dubai und Ungarn abgewickelten Zahlungen stocken aufgrund von Sanktionen. Bringt die Energiekrise die prorussische Separatisten-Region dazu, sich nach 34 Jahren De-facto-Selbstständigkeit mit Chişinău zu arrangieren?

Alle Zitate öffnen/schließen
Deutsche Welle (RO) /

Zu 100 Prozent abhängig von Chișinău

Transnistriens Wirtschaft hat keine Basis mehr, erklärt der Rumänische Dienst der Deutschen Welle:

„Das separatistische Regime in Tiraspol hat ganz einfach keine Lösungen mehr. Die Wirtschaft der Enklave kollabiert. ... Seit dem Ende der Sowjetzeit verließ sich die Führung Transnistriens auf zwei Dinge: auf kostenloses Gas aus Russland und auf Schmuggel über die Ukraine. Jetzt wird das Gas nicht mehr kostenlos geliefert, und die Grenze zur Ukraine ist mit ukrainischen Panzern abgeriegelt, seit dem ersten Tag des russischen Angriffskrieges (aus Angst vor einem Angriff auf Odessa mit Hilfe der illegal in Transnistrien stationierten russischen Truppen). So sind also auch die Schmuggel-Korridore dicht. Wirtschaftlich gesehen ist Transnistrien also zu 100 Prozent von Chișinău abhängig.“

Contributors (RO) /

Jetzt kommt es auf den "Sheriff" an

Entscheidend sei, wie nun Viktor Gușan agiere, meint der ukrainische Autor Serhij Sydorenko in Contributors. Gușan kontrolliert mit seiner Holding Sheriff de facto die Wirtschaft Transnistriens:

„Entweder hilft er Russland dabei, seinen Einflussbereich in Transnistrien zu behalten, das derzeit auf eine unvermeidliche Katastrophe zusteuert, und er verliert am Ende womöglich alles. Oder 'der Sheriff' findet eine Vereinbarung mit Chișinău, wobei er zwar einen Teil seines illegal privatisierten Eigentums verliert, aber einen Teil seines Imperiums behält, das dann zu einem angesehenen und legalen Unternehmen in einer wiedervereinten Republik Moldau wird, die auf einen EU-Beitritt hinsteuert. Beteiligt sich Gușan aktiv, dann steigen die Chancen, dass es zu einer friedlichen Wiedereingliederung Transnistriens in die Republik Moldau kommt. Auch wenn das dem Kreml missfallen wird.“