Netflix und Paramount streiten um Warner Bros.

Am Freitag schien die Übernahme perfekt: Netflix und Warner Bros. verkündeten gemeinsam, der Streamingriese werde den Medien- und Filmkonzern für rund 71,3 Milliarden Euro übernehmen. Aber nicht nur die Wettbewerbshüter, deren Zustimmung noch aussteht, äußerten Bedenken. Auch US-Präsident Trump kritisierte die Übernahme. Kurz darauf legte die Filmproduktionsgesellschaft Paramount ein Angebot von rund 93 Milliarden Euro vor.

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Trends-Tendances (BE) /

Heimkino statt Lichtspielhaus

Sollte Netflix das Duell gewinnen, wird das Kino leiden, befürchtet Trends-Tendances:

„Es besteht eine ganz konkrete Sorge: die um die Kinosäle. Netflix verdient dann, wenn Sie zu Hause Filme schauen. Daher fragen sich einige: Ist Netflix wirklich daran interessiert, sich für Kinobesuche stark zu machen? Netflix verspricht dies, aber die Frage bleibt einfach: Wenn Ihr Modell auf Abonnements basiert, neigen Sie doch wohl immer dazu, Neuheiten schnellstmöglich auf Ihre Plattform zu holen. ... Aufmerksamkeit ist zum Gold des 21. Jahrhunderts geworden. Und in diesem Goldrausch kaufen die Riesen nicht nur Studios. Sie kaufen Reflexe. Sie wollen, dass Sie ihnen jeden Abend, ganz ohne nachzudenken, Ihre Energie widmen.“

Tygodnik Powszechny (PL) /

Einfluss der Zuschauer nicht unterschätzen

Der Filmredakteur Michał Walkiewicz bleibt in seinem Beitrag für Tygodnik Powszechny zuversichtlich:

„Mit der Fusion von Netflix und Warner Bros. entsteht der größte Streaming-Anbieter auf dem Markt. Bedeutet dies, dass alle Produktionen jetzt aus einer künstlerischen Schublade kommen? Wird diese Zentralisierung der Filmproduktion und des Vertriebs zur Gefahr für die übrigen Hollywood-Studios? Wie reagieren andere Megakonzerne wie Disney oder Apple auf diese Situation? Eines ist derzeit sicher: Wir alle sind es, die den Laden am Laufen halten. Und wenn uns das letzte Jahrzehnt auf der Couch etwas beschert hat, dann ist es diese optimistische Erkenntnis: Vielleicht mögen wir das Kino nicht mehr so wie früher, aber noch weniger mögen wir es, wenn uns jemand vorschreibt, was wir wo schauen sollen.“

Die Zeit (DE) /

Es droht ein schauerliches Finale

Eine Übernahme durch Paramount würde die Meinungs- und Kunstfreiheit in den USA zusätzlich bedrohen, warnt Die Zeit:

„Schließlich gehört zu Warner Bros. Discovery, neben ehrwürdigen Filmstudios, auch der Nachrichtensender CNN. Dessen kritische Berichterstattung ist dem US-Präsidenten schon länger ein Dorn im Auge. Nun hat Donald Trump die Möglichkeit, CNN durch einen ihm wohlgesinnten Eigentümer zu entschärfen. ... Er werde sich an die Fakten halten und die jeweiligen Marktanteile zur Grundlage seiner Entscheidung machen, behauptete er. Schwer vorstellbar, dass er politische Ziele dabei ausblendet. Seinem Ziel, unliebsame Medien auf Linie zu bringen, wäre Trump damit einen Schritt näher. Das Finale dieses Krimis dürfte schauerlich werden.“