Putin fordert Kooperation mit Assad

Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Mittwoch zum wiederholten Mal an die internationale Gemeinschaft appelliert, ein Bündnis mit dem Assad-Regime gegen die IS-Miliz in Syrien zu bilden. Der Westen muss mit dem syrischen Präsidenten kooperieren, weil nur dieser das Land stabilisieren kann, fordern einige Kommentatoren. Andere warnen vor einer unmoralischen Allianz.

Alle Zitate öffnen/schließen
Kurier (AT) /

Die Welt muss in Syrien an einem Strang ziehen

Russland, die USA und der Rest der Welt müssen sich zusammenraufen, um die Ursachen von Krieg, Flucht und Terror in Syrien zu lösen, fordert der liberale Kurier: "Jetzt rächt sich, dass es keine Gesprächsbasis des Westens mit Wladimir Putin gibt. Es rächt sich auch, dass eine angebliche Bereitschaft der Russen vor drei Jahren, Assad fallen zu lassen, nicht ergriffen wurde. Aber das ist Vergangenheit. Ebenso wie eindimensionale Schuldzuweisungen an die USA, das nahöstliche Chaos viel früher (Stichwort Irak) verschuldet zu haben. Oder wie weniger eindimensionale Erkenntnisse, dass die naive Euphorie des Westens über den 'Arabischen Frühling' der arabischen Welt keinen Dienst erwiesen hat. ... Man wünschte sich, dass sich die Welten-Lenker nach fünf Jahren an einen Tisch setzten und eine Lösung für ein Ende des Syrien-Wahnsinns fänden. Dringendst."

Le Temps (CH) /

Westen kann Russlands Vorschlag kaum abweisen

Die Forderung Moskaus, ein internationales Bündnis gegen die IS-Miliz zu schmieden, dem auch das Assad-Regime angehört, ist auf gefährliche Weise verlockend, kommentiert die liberale Tageszeitung Le Temps: "Der Westen hat keinen anderen Plan in der Schublade. Er könnte sich von diesem Projekt verführen lassen, das es vielleicht ermöglicht, diesen Beinahe-Kalten-Krieg zu beenden, der nunmehr in Europa herrscht. Wurde nicht auch dank Russland schließlich eine Lösung für die Chemiewaffen in Syrien gefunden, die Baschar al-Assad dazu bewegt hat, klein beizugeben? Das Problem ist, dass die syrische Armee rund 80 Prozent der 250.000 Toten des Kriegs in Syrien zu verantworten hat. Früher oder später wird man mit dieser Armee einen Kompromiss eingehen müssen, es gibt dazu keine Alternative. Doch soll man im Namen des Kampfs gegen den Dschihad auch ihrem mörderischen Generalstab, der Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hat, die Absolution erteilen? Die gebündelte Bedrohung aller IS-Milizen der Welt macht diese Perspektive nicht moralischer."

24 Chasa (BG) /

Assad ist ganz klar das geringere Übel

Um den Zustrom syrischer Flüchtlinge zu stoppen muss Europa Assads Krieg gegen den IS militärisch unterstützen, findet die Tageszeitung 24 Chasa: "Ob gut oder böse - Assad ist der Einzige, der in Syrien einen zentral verwalteten weltlichen Staat wieder errichten kann. Im Moment lebt die Hälfte der Bevölkerung in den von ihm kontrollierten Gebieten, weil sie sich für das geringere Übel entschieden hat. Auch ist Assad der Einzige, der mit den etwa zwei Millionen Kurden in Frieden leben kann. ... Was würde passieren, wenn seine Armee plötzlich aufgeben würde? Es würden sofort die Kopfabschneider von IS und Al Nusra kommen und alle Christen und Schiiten töten und sich dann an den Sunniten rächen, die mit dem Satan zusammengearbeitet haben. … Wenn Europa verhindern will, dass darauf ein Flüchtlingstsunami folgt, muss es die USA, die Türkei und Saudi-Arabien dazu bringen, ihre Politik in der Region zu überdenken."

Berlingske (DK) /

IS und Assad-Regime müssen weg

Die IS-Miliz und das Assad-Regime müssen beide zerschlagen werden, um das Übel an der Wurzel zu packen, das die Syrer zur Flucht treibt, fordert die liberal-konservative Tageszeitung Berlingske: "Nicht nur die EU hat genug von einer Völkerwanderung wie man sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen hat. Aber anders als damals könnten wir in eine dauerhafte Krise rutschen, wenn die internationale Gemeinschaft nicht zusammenarbeitet. In acht Tagen treffen sich die Staatschefs der Welt auf der jährlichen UN-Generalversammlung. Es gibt viele Spekulationen, was dort passieren wird. Wir hoffen, dass die USA und Russland sich mit den arabischen Ländern und der Türkei zusammenschließen, um zunächst einmal sichere Zonen in Syrien einzurichten, aber auch um den IS und das syrische Regime in Damaskus zu zerschlagen. Dazu sind Bodentruppen notwendig. Aber andere Lösungen sind kaum vorstellbar."