Großbritannien zieht weniger Zuwanderer an

Die Zuwanderung nach Großbritannien hat stark abgenommen. Laut britischem Statistikamt sank die Zahl der neu registrierten Ausländer im Zeitraum September 2015 bis September 2016 auf 273.000, das sind 50.000 weniger als im Jahr zuvor. Während Einwanderungsminister Robert Goodwill die Zahlen "sehr ermutigend" nannte, üben einige britische Zeitungen scharfe Kritik.

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The Times (GB) /

London vergrault wichtige Arbeitskräfte

Mit ihrer zuwandererfeindlichen Politik fügt die britische Regierung der Wirtschaft des Landes schweren Schaden zu, schimpft The Times:

„Die Versuche der Regierung, populistische Rhetorik in konkrete Maßnahmen umzusetzen, werden der Wirtschaft schaden. Arbeitskräften bleibt der Zugang zum Arbeitsmarkt verwehrt oder sie entscheiden sich, in Länder zu gehen, wo sie sich geschätzt fühlen. Darunter werden zunächst wohl die Standards im Hotel- und Gastgewerbe leiden. Eine noch zerstörerische Folge wird sein, dass das Klima des gesellschaftlichen Lebens rauer wird. Denn ausländische Bürger werden gemäß der Haltung von David Davis, dem Minister für den EU-Austritt Großbritanniens, bestenfalls widerwillig und nur für eine gewisse Zeit toleriert. Es ist ein staatlicher Skandal, dass Politiker ihre angeblich so klaren Worte beim Thema Zuwanderung loben, aber gleichzeitig grandios dabei scheitern, die Wahrheit zu sagen.“

The Guardian (GB) /

EU-Ausländer verdienen Bleiberecht

Premierministerin May sollte allen EU-Ausländern im Land garantieren, dass sie auch nach dem Brexit bleiben können, fordert der Guardian:

„Es gibt eine breite öffentliche Unterstützung für die Idee, dass EU-Bürger, die schon hier sind, auch bleiben dürfen. Warum also nicht die Verhandlungen mit dem Signal eröffnen, dass wir weiterhin Interesse an einer engen nachbarschaftlichen Beziehung haben? Die aktuellen Zahlen legen den Schluss nahe, dass viele EU-Bürger bereits ihre Zelte abbrechen. … Stellen Sie sich vor, wie jemand anderes, eine geschicktere Person, diese überaus schwierige Aufgabe angegangen wäre. Eine Person, die gute Beziehungen voller Wärme und Freundschaft angestrebt hätte und darauf geachtet hätte, nicht unnötigerweise zu provozieren. … Es gab auch keinen Grund, dass sie [Theresa May] die Einwanderung als ihre wichtigste rote Linie definieren musste. Im Angesicht von solch komplexen und vielschichtigen Verhandlungen hat sie ihre eigene Position empfindlich geschwächt.“