Warum der Weltfrauentag wichtig ist

Anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März kritisieren Kommentatoren die mangelnde Gleichstellung zwischen den Geschlechtern. Der Kampf für Gerechtigkeit müsse entschiedener geführt werden, damit nachfolgenden Frauengenerationen alle Türen offen stehen - und der Tag irgendwann abgeschafft werden kann.

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El País (ES) /

Unseren Töchtern müssen alle Wege offen stehen

Die Bürgermeisterinnen Ada Colau (Barcelona), Anne Hidalgo (Paris), Mónica Fein (Rosario, Argentinien) und Célestine Ketcha Courtès (Bangangté, Kamerun) veröffentlichen in El País einen gemeinsamen Aufruf zum Weltfrauentag:

„Wir sind stolz darauf, die ersten Frauen in den Bürgermeisterämtern der Städte Paris, Rosario, Bangangté und Barcelona zu sein. Dennoch ist uns bewusst, dass wir als Frauen in gewählten Ämtern eine Minderheit sind. Ein Blick auf ein Foto irgendeines Stadtrats der Welt reicht. Es wird fast immer das gleiche Bild sein: Eine Flut von Herrenanzügen und Krawatten mit vereinzelten Frauengesichtern dazwischen. Bei den internationalen Bürgermeister-Treffen, an denen wir teilnehmen, dominiert die Präsenz der Männer. ... Wenn Frauen auf lokaler Ebene nicht im gleichen Verhältnis gewählt werden wie Männer, stellt das an sich schon eine Ungerechtigkeit dar. Denn wir müssen unseren Töchtern zeigen, dass ihnen alle Wege offen stehen.“

La Libre Belgique (BE) /

Der Tag gehört abgeschafft

Dass sich der Frauentag irgendwann erübrigt, hofft La Libre Belgique:

„In unseren westlichen Gesellschaften ist die Gleichheit zwischen Männern und Frauen in den Grundsatztexten niedergeschrieben. Wer vermag jedoch zu sagen, dass diese Gleichheit vollständig geachtet wird? Alle Studien zeigen, dass es für gleiche Arbeit immer noch unerklärliche, ungerechtfertigte Lohndifferenzen gibt. Es ist außerdem weiterhin zu konstatieren und zu bedauern, dass die Frau im Alltag und Familienleben meist größere Lasten trägt als der Mann. Auch wenn sie einen genauso beanspruchenden Beruf ausübt wie ihr Partner. Die rechtliche Gleichstellung muss daher ein täglicher Kampf bleiben. Für die Frauen aber vor allem auch für die Männer. Damit man den Frauentag eines Tages abschaffen kann, weil die Frauen ganz einfach alle Rechte errungen haben, die ihnen zustehen.“

Cumhuriyet (TR) /

Ankara verrät Errungenschaften der Republik

Die Frauenpolitik in der Türkei ist unglaublich rückschrittlich, klagt die regierungskritische Tageszeitung Cumhuriyet:

„Die Regierung ist dabei der eigentliche Grund des Problems: Sie bezieht sich bei ihrer Politik mal stärker, mal schwächer auf den politischen Islam oder auf einen sozialökonomischen Kurs, auf dessen Grundlage Frauen vor allem zu Hause eingeschlossen werden. ... Sehen Sie sich an, wie in den vergangenen Jahren immer mehr Mädchen die Träume von Freude und Freiheit gestohlen wurden. Wie sie in einer Welt religiöser Regeln eingeschlossen wurden, wie Kinderehen als Einkommensquelle [Mitgift, Brautgeld] immer mehr Verbreitung finden und Mädchen im improvisierten Internat eines Ordens [im November in Adana] zum Tod durch Verbrennen verurteilt wurden. Und dann schauen Sie sich die Werte an, die die Republik vor Jahren den Mädchen gab. Wie sie Frauen als gleichberechtigte Bürger ansah und entsprechend ihre politischen Entscheidungen traf.“

Politiken (DK) /

Auf Kampf für Gleichstellung konzentrieren

Der Kampf von Frauen für Gleichberechtigung in Dänemark wird von geschlechter- und identitätspolitischen Kleingruppierungen torpediert, kritisiert Politiken:

„Beleidigt beharren sie darauf, dass es unmöglich ist, für gleichen Lohn und eine bessere Machtverteilung zu kämpfen, ohne zugleich die Situation für bestimmte Feministengruppierungen oder Personen aus dem LGBT-Bereich zu verbessern. ... Diese Gruppen machen sich lächerlich und werden dafür konsequenterweise auch kritisiert, sich weltfremd zu benehmen. Das kann dem gesamten Gleichstellungskampf schaden. Es ermüdet und es birgt auch politische Konsequenzen. ... Wenn immer mehr Minderheiten so massiv für die eigenen Rechte kämpfen, riskieren sie, den Kampf der Mehrheit zu unterminieren. Dabei geht es doch weiterhin vor allem um die systematische Ungleichbehandlung der Frauen.“